Mauritius – Naturparadies für Aktive

Teil 4: Pure Glückseligkeit, Wasserfälle und Siebenfarbene Erde

18. Juni 2022

Ab sofort wird im Doppelpack weitergereist. Quasi geballtes Entertainment. Wer den Anschluss verpasst hat, kann die erste Mauritius-Woche hier unter Teil 1, den Teil 2 hier und Teil 3 hier nochmals nachlesen.

28. Februar 2022 – Yippieh, Gesellschaft! Meine äußerst geschätzte, überaus kompatible und langjährig bewährte Reisegefährtin, the one and only Janine, ist im Landeanflug und wird in Kürze bei mir im Hostel in Mahébourg ankommen. Das nenn ich wahre Freundschaft, wenn Herzensmenschen um die halbe Welt fliegen, um mit dir zu reisen! Okay, das Domizil ist ebenfalls ziemlich bestechend.

Ab heute sind wir auch mobil und somit flexibler unterwegs. Die helfend bemühten Männers vom Hostel haben uns nämlich einen Mietwagen organisiert. Über die Locals hier wesentlich günstiger, als von Deutschland aus. Pünktlich um 10 Uhr kommt der Autoverleih-Jüngling mit der kleinen roten Schüssel angedüst und macht die Einführung und Übergabe. Welch erheiterndes Unterfangen. Wir hocken im Auto und beömmeln uns wegen diverser Ulkigkeiten (er erzählt von seiner Freundin in Bayern), als ein Taxi vorfährt und Janine ausliefert. Nach ausgiebigem Freudentaumel und Begrüßungsrausch beenden wir noch schnell die Mietwagenübergabe (inklusive Handynummer des fluffigen Auto-Dealers) und ernennen Janine offiziell als Fahrerin. Im Hostel ausgecheckt, unser Gepäck ins Auto geschmissen und ab nach La Gaulette. Dort haben wir eine vorzeigbare Ferienwohnung gebucht, in der wir ab heute für die kommenden zwei Wochen residieren werden.

Straßenverkehrsordnung à la Mauritius

Mauritius ist gerade mal ca. 61 Kilometer lang und 46 Kilometer breit. Klingt nach sehr kurzen Distanzen, die man schnell zurücklegt. Ganz so einfach isses allerdings nicht. Selbst für wenige Kilometer braucht man Zeit. Viele Straßen sind schmal, ins Hinterland hinein sehr serpentinenreich und steil und die Fahrten sind oftmals eine Herausforderung. Sei es, weil es schüttet wie aus Eimern und man kaum noch was sieht, Hänge sich auflösen und auf die Straßen rutschen, die Fahrzeuge nicht unbedingt im allergeilsten Zustand sind (eher Gefahr als Gefährt), Hunde gemütlich über die Fahrbahn trotteln oder irgendwo mal wieder irgendwer willkürlich mitten im Weg stehenbleibt. Auch zum Plaudern oder um einen Snack einzukaufen, bleibt man gerne mal auf der Straße mit der Kiste stehen. Dafür wird oft und viel gehupt; um Verkehrsteilnehmer zu warnen, um Unmut kundzutun, um Passanten, die mangels Bürgersteigen am Straßenrand rumlatschen auf sich aufmerksam zu machen oder weil Hupen zum guten Ton gehört.

Auf dem Weg nach La Gaulette entlang der Küste, im Hintergrund der Berg Le Morne

Wir müssen zuerst das Spaßmobil betanken. Also im Linksverkehr zur nächsten Tanke und die Schüssel füllen lassen. Macht man hier nämlich nicht selbst. Von Mahébourg zu unserem Domizil, dem „Pingo Studio“, nach La Gaulette sind es rund 65 Kilometer. Wir brauchen dafür tatsächlich fast eineinhalb Stunden, was nicht an der souveränen Fahrweise von Navigator-Janine liegt (ich unterstütze selbstredend tatkräftig, indem ich nervende Piepgeräusche von mir gebe, sobald sie zu nah zur linken Straßenseite driftet). Die Hauptverbindungsstraße von der linken zur rechten Inselseite ist gesperrt, daher dürfen wir über die Küstenstraße einmal komplett „untenrum“ gurken. Landschaftlich hübsch, aber im ungewohnten Linksverkehr, nicht vorhandener Servolenkung und diverser widriger Umstände ein mühsames Unterfangen.

Wohntraum in La Gaulette

Ben, der Eigentümer des Apartements, begrüßt uns freundlich vor der Tür. Die Begehung bestätigt sofort, die Fotos haben nicht gelogen. Das Pingo-Studio ist ein überaus sauberes, heimeliges Schmuckstück. Wir haben eine Küche mit Gasherd, großem Kühlschrank, Klimaanlage, ein sehr geräumiges Bad und eine schöne Terrasse mit Meerblick und vielen Palmen. Wir fühlen uns sofort pudelwohl. Das Auto parkt in der eigenen Einfahrt des Grundstücks, das ganze Haus ist mit Rolltor und Mauer von der Straße rundum sicher abgeschirmt. Auf dem Grundstück stehen riesige Palmen, drei weitere Wohnungen gehören zu dem Haus. Vorerst sind wir aber alleine. Voll die Bachelor-Villa, nur ohne Bachelor und ohne Zickenkrieg. Herrlich!

Unsere Unterkunft in La Gaulette, Pingo Studio
Der Blick von unserem Balkon ist unbezahlbar
Und drumrum ist auch viel Platz
Auf gesunder Einkaufstour in La Gaulette

Wir packen aus und stellen erst mal die kulinarische und getränketechnische Versorgung der kommenden Tage sicher, indem wir den nahegelegenen Supermarkt plündern und lecki Wassermelone am Straßenobststand kaufen. Wie schnell doch ein so großer Kühlschrank voll ist, wenn man allerlei Sorten Säfte, Wasser und Rum reinpackt. Lokalen selbstverständlich. Wegen der Nachhaltigkeit und man sollte als guter Tourist ja auch die traditionellen Wirtschaftszweige und alteingesessenen Industrien fördern. Wo wir grad bei Tradition sind; die wird mit dem obligatorischen Mittags-Roti aufrecht erhalten.

Salz auf der Haut und Sand zwischen den Zehen

Strandfein gemacht, Geraffel gepackt und mit dem roten Spaßmobil zum benachbarten Strand Le Morne gedüst. Es ist schon früher Nachmittag und Janine hat einen langen Flug in den Knochen. Heut wird nur noch gechillt, Sandkörner zwischen den Zehen zerrieben, im Meer geplantscht und mit offenem Mund auf den wahnsinns Trümmer von Berg (den Le Morne, mein neues Projekt) geglotzt. Ist das schön hier! Die Sonne brutzelt, das Meer glitzert, das Wasser ist badewannenwarm und kristallklar und wir vergnügen uns auf höchstem Euphorielevel darin rum. Janine fasst den Zustand höchst treffend mit zwei Wörtern zusammen: PURE GLÜCKSELIGKEIT! Das ist es in der Tat und wird zum Reisemotto!

Schwer beeindruckt stehe ich vom Le Morne Brabant. Da will ich rauf!
Endlos langer Sandstrand bei Le Morne

Wandernd auf Entdeckungstour

1. März 2022 – Nachdem wir am Abend äußerst selbstlos und ergiebig die lokale Rumindustrie unterstützten und ich ein kleines Bob Marley-Gedächtnis-OpenAir auf unserem Balkon vor undankbarem, weil nicht vorhandenem Publikum gegeben habe, kommt der Schlaf erneut zu kurz. Um sieben Uhr kräht der innere Hahn und sucht den frühen Wurm, oder wie auch immer. Den ertränk ich gleich mal im Kaffee.

Morgenkaffee zwischen Palmen

Bei subtropischer Hitze, enormer Luftfeuchtigkeit und strahlendem Sonnenschein traben wir in La Gaulette los. Zunächst geht es durch die Straßen, dann biegt ein langer, steiler Weg ab. Anstieg durch die opulente Vegetation. Grün soweit das Auge reicht. Während wir uns den feuchten Wald raufwurschdeln, aus allen Poren flutend, zerstören uns die Moskitos komplett. Ignorieren völlig das Repellent, das über Sonnenmilch und unter Schweiß den Körper stinkend verbabbt hat. Was stimmt mit den Drecksviechern nicht?! In sowas will doch keiner seinen Rüssel reintunken! Unsere Beine sehen aus, als hätten sie hochgradige Beulenpest. Dafür entschädigt wieder einmal der grandiose Weitblick über den leuchtend blauen Ozean. Aufstiegsmühen zahlen sich immer aus.

Auf Wanderschaft die Schönheiten der Insel erkunden
Je höher wir kommen, desto herrlicher wird der Blick
Wolken hängen in der Krone des Le Morne

Jetzt wird’s bunt – Naturspektakel Siebenfarbige Erde

Munter lassen wir uns nichtsahnend von komoot weiterlotsen und kommen ganz überraschend zu DER Attraktion von Chamarel: Der siebenfarbigen Erde (hier Terres de Sept Coleurs genannt). Die stand auch auf der To-Do-Liste, dass wir den Punkt heute abhaken würden, hatten wir nicht auf dem Schirm. Am Kassenhäußchen zahlen wir den Eintritt, der gleichzeitig auch für den bekannten Wasserfall von Chamarel gilt, der hier auch in der Nähe ist. Ein Ticket bekommen wir nicht, weil hier bloß die Eintrittskontrolle sei und die Tickets einige Kilometer entfernt – wo auch immer – gekauft werden müssten. Blöd, ohne Auto. Aus reiner Guthaftigkeit kommt man uns entgegen, indem man uns hier unbürokratisch abkassiert und Zutritt gewährt. Die etwas mürrische Dame verspricht, die Einlass-Stelle am Wasserfall anzufunken, damit man uns dort ohne Ticket reinlässt. Na dann, wenn’s so läuft… mangels besserer Alternative lassen wir uns auf den Deal ein.

Siebenfarbige Erde
Faszinierendes Farbenspiel

Wir betreten das Areal und staunen nicht schlecht. Hinter einer Umzäunung liegen bunte aufgeschüttete Sandhügel, so der laienhafte Animateur (ich). Das klügere Wikipedia erklärt, dass die Hügellandschaft – wie ganz Mauritius – vulkanischen Ursprung hat und die Farben durch die Umwandlung von Basaltlava in Tonminerale kommen. Die tropische Verwitterung hat die wasserlöslichen Bestandteile weggespült und das übriggebliebene Lavagestein in einer beeindruckenden Farbpalette von rötlich-braun, schwarz, violettblau bis blaugrün erschaffen. Sieht wirklich toll aus. Ein kleines Schildkrötengehege mit Riesenschildkröten gibt es auch noch, ist aber unspektakulär. Wir ziehen weiter zum nächsten Highlight unserer Surprise-Wandertour.

In Chamarel rauscht ein Wasserfall

Nach zwei, drei weiteren Kilometern erreichen wir das nächste Naturschauspiel von Chamarel: Den großen Wasserfall. Das mit dem Einlass war auch gar kein Thema, es gab nämlich keine Kontrolle. Knappe 100 Meter stürzen die Wassermassen von einem riesigen Felsplateau mit unbändiger Wucht in die Tiefe! Sattgrüne Bäume umrahmen das grandiose Bild. Nah ran kommen wir nicht, können den Wasserfall aber von zwei guten Aussichtsplattformen gegenüberliegend bewundern. Kleiner Spoiler: Das wird nicht unser letzter Wasserfall bleiben, davon hat’s auf Mauritius nämlich unzählige!

Chamarel Wasserfall

Auf dem weiteren Weg durch den Geopark passieren wir zu eine Kaffeeplantage. Ach das wär was, wenn ich die Beißerchen in die grünen Bohnen tackern tät und mein Kadaver in der Lage wäre, diese postwendend in das duftende Lieblingsgebräu umzuwandeln! Kann er bedauerlicherweise nicht, Kaffee muss warten. Vor uns liegen noch rund 10 Kilometer. Kommt aber mal wieder anders als geplant. Hab ich schon erwähnt, dass Pläne völlig überbewertet werden?

Weiter durch das Bergdörfchen treffen wir auf einen Roti-Stand. Die Chance wird genutzt, wir lassen uns die pikanten Teigfladen für später einpacken. Sehr viel weiter kommen wir allerdings gar nicht, da die Hauptstraße zwischen Chamarel und La Gaulette wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Wussten wir. Als Wanderer kein Problem. Dachten wir. Nachdem wir den kuschlig glühenden Asphalt ein gutes Stück bergab geflatscht sind (die Straßensperrung ignorierend), informiert uns ein umkehrender Autofahrer, dass auch Fußgänger nicht durchkommen. Wir tauschen ungläubige Blicke. Wir sollen jetzt ALLES zurück? Ähh danke, nö! Ein weiteres Auto hält neben uns an. Das einheimische Paar guckt fragend. Wir weisen auf die Vollsperrung hin und schildern unsere missliche Lage. Die beiden sind auf dem Weg nach Port Louis und müssen dafür durch La Gaulette durch. Wir könnten mitfahren, kein Problem. Überschwänglich dankend steigen wir ein und werden nach rund 30 minütiger Fahrt an unserem Auto ausgeladen. Unsere Wanderung endet nach gut 13 Kilometern somit zwar deutlich früher als erwartet aber zum Glück nicht so umwegweit wie kurz befürchtet. Was haben wir aber auch ein Dusel!

Jackfrüchte wachsen an Bäumen am Wegesrand

Wer sich für den genauen Wegeverlauf, weitere Fotos und die Koordinaten der Tour interessiert, findet sie unter den gemachten Touren bei komoot: https://www.komoot.de/tour/798597145?ref=aso

Meeresrauschen zum Tagesausklang

Es ist noch bissi Tag übrig und wie könnte man den nach Wanderfreuden besser nutzen als mit Füße im Sand? Ab ans Meer! Diesmal zum Strand unterhalb von Tamarin. Auf Mauritius ist heute Feiertag, entsprechend viel ist los. Mit unseren Wanderhosen und Trailschuhen entsprechen wir nicht dem klassischen Strandbild der Badenixen.

Am Strand bei Tamarin; es kündigt sich schon wieder Regen an

Wir werden darauf von einem Einheimischen angesprochen, der Guide für Wandertouren auf der Insel ist. Er erwähnt, dass er auch schon in Deutschland war. Ja ja, natürlich. Das erzählen sie ja alle. Immer. Die klassische Story über die Freundin in Deutschland. Tatsächlich zieht auch er die Deutschland-Ex-Freundinnen-Karte. Logo. Als er jedoch den Wohnort der Verflossenen nennt, wird die Geschichte spontan überzeugend: Saarbrücken! Der arme Tropf war von ganz Deutschland ausgerechnet im Saarland! By the way; ich als Saarlandflüchtling darf das sagen. Muss ihn prompt fragen, ob er Saarländisch kann. Kann er nicht, gibt er lachend zu. Dafür zeigt er Beweisfotos der Bierflasche einer heimischen Brauerei in einer St. Ingberter Kneipe. Der legendäre Saarland-Magnetismus, man entkommt ihm nicht einmal auf Mauritius 😉

Ich löchere ihn noch mit ein paar Fragen zu unseren anderen geplanten Touren, woraufhin er uns anbietet, uns morgen einer Tour zu den Tamarind Falls anschließen zu können. Man kann gerade nur tagesaktuell planen, die Regenzeit macht alles etwas knifflig. So tauschen wir Kontaktdaten aus, um uns am Morgen spontan kurzzuschließen, bevor er sich von uns verabschiedet. Auch wir machen uns auf den Weg zurück zum Auto, die nächste Regenfront steht schon am Himmel in den Startlöchern. Das wirklich Verlässliche hier ist der Regen. Und die Moskitos! Okay, der Rum auch.

Tagesausklang mit erfrischender Rum-Mixtur Marke Eigenbau

Was am nächsten Tag auf dem Programm steht, welch faszinierenden Naturwunder Mauritius noch so auf Lager hat und von einem tragischen Erlebnis, auf das wir lieber verzichtet hätten, erzähle ich euch bald schon im nächsten Teil.

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