Mauritius – Naturparadies für Aktive

Teil 2: Naturschutzreservat Ile aux Aigrettes und warum Dummheit zum Überleben ungünstig ist

15. Mai 2022

24. Februar 2022 – Bonjour et bienvenue à Mahébourg. Nach meinem Ausrutscher ääähh Ausflug nach Trou d’Eau Douce (den ausführlichen Bericht gibt es hier) bin ich wieder zurück auf Start. Immer schön, dieses behagliche Gefühl von Vertrautheit in der Fremde.

Von dem Hafenörtchen Trou d’Eau Douce bin ich am Morgen mit dem Taxi zum Busbahnhof Flacq gefahren und weiter mit dem öffentlichen Bus. Die fast zweistündige Fahrt nach Mahébourg war mal wieder überaus unterhaltsam. Wie Kino! Draußen an der Bustür gut gemeintes Corona-Sicherheitsmaßnahmengedöhns und Abstandsgeregel aufpinseln, aber drinnen aufeinanderkleben wie Gewürzgurken im Einmachglas. Ist ja nicht so als wäre kein Platz. Hinten ist der Bus dreiviertel leer und vorne ist Gruppenkuscheln angesagt. Und geplaudert wird da immer! Seit Südamerika weiß ich, dass die Zusteigenden die Personen, neben die sie sich hocken, gar nicht kennen. Anfangs dachte ich immer, och guck an, da trifft sich grad zufällig der proseccotrinkende Kniffelclub und tuckert zusammen zum Vereinstreffen, so herzlich und angeregt schwätzt man miteinander. Ist hier in Mauritius genauso. Dieser freundliche Austausch fremder Menschen miteinander find ich herrlich. Selbst als externer Touri schließt man mich nicht aus. Einmal nett gegrinst und schwupps biste Mitglied im Verein „Fremde Busfahrfreunde e.V.“ Nicht wie bei den spaßbefreiten Busfahrten in Deutschland. Wo der Großteil genervt und gestresst aufs Handy starrt, Stöpsel in den Ohren und jegliche Kommunikation meidet wie ein Kannibale die vegane Grillwurst.

Jedes Mal, wenn ich von einer Reise zurückkomme und im Zug oder Bus nach Hause sitze, enttäuscht es mich, wie irritiert das Umfeld häufig auf ein Anlächeln reagiert. Ist doch bloß ne kleine, freundliche Geste von „hallo, ich sehe dich“. Warum sind so viele eher skeptisch, statt sich zu freuen, wenn Fremde einen anlächeln? Gerade in den Ländern, in denen ich daheim noch vor den Gefahren und hoher Kriminalität gewarnt wurde, fühlte ich mich unter den Einheimischen weitaus behüteter und sicherer, als in meinem Heimatland. Klar kann man das nicht pauschalisieren und wenn man z. B. in Guayaquil in ne falsche Straße gerät, wird sich eventuell ratzfatz auf eine ungesunde Art und Weise um einen gekümmert. Aber schaltet man den Verstand und die Sensoren ein, nimmt mit offenen Augen das Umfeld wahr und beachtet einige Vorsichtsmaßnahmen, glaube ich tatsächlich, dass es per se nicht gefährlicher ist, als in unseren Großstädten. Ich würde abends die Straßen in Myanmar zweifelsfrei dem Frankfurter Bahnhofsviertel vorziehen (nix gegen Frankfurter). Oder diversen Mannheimer Ecken. Meiner Meinung nach haben wir Deutschen da noch Nettigkeits-Luft nach oben, da ist noch Potenzial. Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben. Ich schweife ab.

Die vertraute Nähe wird nun zu meiner persönlichen Herausforderung. Ein Mädel steigt mit letzten Kräften ein und verfrachtet sich in die Reihe hinter mir. Leicht verstört bemerke ich, dass sie kaum in der Lage ist, ihre Augen aufzuhalten. Das arme Ding ist derbe krank. So wie sie vor sich hinsiecht, befallen mich Zweifel, ob sie die nächste Bushaltestelle noch erlebt bzw. bis dorthin überlebt. Ständig zieht sie in Zeitlupe ihre Stoffmaske runter und tränkt das durchweichte Taschentuch am Zinken. Rüsselpest hoch zehn. Bestenfalls nur das… Während sie geradezu widerwillig den virendurchseuchten Lappen wieder über die Nase zieht, rutsche ich derweil auffällig unauffällig auf der Sitzbank nach außen. Zeitgleich verrenke ich den Kopf giraffenhalsartig Richtung offene Bustür (selbstverständlich sind die Türen während der Fahrt sperrangelweit geöffnet). Ihre Sitznachbarin bleibt solidarisch und völlig unbeeindruckt press neben ihr hocken. Respekt. Abstand halten ist hier halt net so populär.

Viel Nähe aber auch reichlich Frischluft im Bus bei offenen Türen

Generell habe ich das Coronahandling auf der Insel nicht wirklich kapiert: Ein Mal habe ich bislang mein Impfzertifikat vorgezeigt. Am Flughafen! Interessiert hier ansonsten keine Socke. Weder drinnen noch draußen. Abstand wird wie erwähnt völlig überbewertet, darum hockt man sich im Bus aufm Schoß. Aber wenn man alleine durch die Gasse tappt (bei 78 Grad Ober- und Unterhitze) ist permanentes Maskentragen oberstes Gebot. Schlappe Fünfzig Euronen Bußgeld drohen bei Missachtung. Geht man im Supermarkt einkaufen, muss man vorher die Hand an ein Thermometer halten, das erst die Temperatur prüft. Piept es bestätigend und leuchtet grün, werden die Pfoten desinfiziert. Erst danach darf man rein. Aber in Restaurants (mit Ausnahme eines einzigen China-Restaurant bislang) oder Bussen, bummsegal.

Thron mit Meerblick

Jedenfalls bin ich für die nächsten vier Nächte happy im Orient Guesthouse eingezogen. Als Sparbrötchen habe ich diesmal nicht vorher reserviert sondern erst mal online gecheckt, ob noch Zimmer frei sind. So entfällt für alle Beteiligten die lästige Buchungsgebühr. Das Hostel ist mir vor Tagen beim Vorbeilaufen aufgefallen und hat viele positive Bewertungen. Ideale Lage, wenige Minuten zum Busbahnhof, dem Markt und der Waterfront. Im oberen Stockwerk gibt es eine großzügige Dachterrasse mit überragendem Ausblick aufs Meer und zum Berg Mount Lion. Auf den Etagen Wasserspender, WLAN überall und ich darf die Küche mit benutzen. Große Gastfreundschaft zu kleinem Preis.

Hostel mit familiärem Charme in Mahébourg (ich residiere im 1. Stock links)
Dachterrassenpanorama

Kaum habe ich mein Gepäck in dem hübschen Zimmer abgestellt, heißt es leider wieder umziehen. Der Nachteil, wenn man nicht zuvor ein festes Zimmer bucht. Mit hundert Entschuldigungen werde ich ein Stockwerk downgegraded. Dafür mit Balkon und Meerblick. Selbst nen Ventilator gibt’s (als ob ich den brauche, wenn ich bei unter 24 Grad anfange zu frieren) und ein Mückenvergraul-Stinkesteckdosenteil (definitiv notwendig, ich bestehe mittlerweile aus „Stiche mit nem Körper dran“). Das Zimmer ist putzig, das Bad offen im Raum integriert und von der Toilette aus kann ich direkt aufs Meer gucken. Aus der Dusche auch, die ist nämlich unmittelbar neben dem Klo. Den gleichen Blick, den ich raus habe, hat Außen auch rein. Also Gegenübers in den oberen Etagen können von ihrem Salon direkt auf meinen Thron gucken. Für Exhibitionisten ein Träumchen! Zu zweit wäre das hier sehr „privat barrierefrei“, allein isses völlig ok. Und wenn Nachbars zu meinen Nasszellenzeiten daheim sind, zieh ich den Vorhang zu. Man muss ja nix unnötig verkomplizieren.

Nachdem das ganze Eincheck-Prozedere erledigt ist, hirne ich mit dem Monsieur de Auberge über meine Bucketlist. Dort steht unter anderem ein Besuch der Ile aux Aigrettes drauf. Reservierung erforderlich, erklärt er und übernimmt kurzerhand meine Anmeldung für den nächsten Morgen bei einer englischen Gruppe (zu den Französischen trau ich mich nicht). Auch für meine geplanten Wanderungen hat er hilfreiche Infos und ich fühle mich endlich nicht mehr so plan- und tatenlos. Morgen geht es los!

Sommerlauf zur Blue Bay

Jetzt entstaube ich erst mal die Laufschuhe. Hier ist es nicht mehr ganz so heiß wie in Trou d’Eau Douce, da kann man schön Rennen. Zuvor noch rüber zum Markt, der Bauch fordert leckeres Roti!

Ganz mühelos gestaltet sich die Lauferei nicht. Weil ist ja Maskenpflicht. Zumindest beim Sport nur pseudomäßig verbindlich. Also Mundschutz als Tropfenfänger unters Kinn und im Polizeifall schnell hochschieben. So hechel ich mich zur knapp 6 Kilometer entfernten Blue Bay. Wo die Schönen, die Reichen und die ganz schön Reichen stranden und baden. Wo man sich in Luxushotels mit der Champagnerflöte die aufgespritzten Lippen benetzt und sich mit Kaschmirbadetüchern den Luxuskörper trockentupfen lässt. Oder so ähnlich. Vielleicht nicht ganz so arg. Aber hey, man ist auf Mauritius, der Hochzeits- und Flitter- und Tüdeldidü-Insel schlechthin. Ich komme triefend an der Beachfront an – roter Kopf wie ein Hummer im Kochtopf – und denke verwundert: DAS ist alles? Das ist der hochgepriesene megatolle Strand? Da gab’s die Woche aber schönere. Haben komischen Geschmack, die blaublütigen Edeltouris. Ernüchtert trabe ich alles wieder zurück und mache dabei 456 Taxifahrer arbeitslos, die die Bekloppte, die da rennt, so gerne fahren wollten.

Wolken über der Blue Bay, richtig überzeugen kann mich der Strand hier nicht
Unter der Woche ist es in der Blue Bay recht leer, am Wochenende steppt hier der Bär

Bin definitiv schon beschissener gelaufen. So am Meer lang kann was, auch wenn man im Sand mühsam vorankommt. Versehentlich hüpfe ich durch die zum Strand hin offenen Hintergärten der schönen Reichen, die zum Glück nicht daheim sind. Bis auf eine Dame, die in ihrer Liege liest und meinen peinlich berührten Gesichtsausdruck sieht. Sie gestikuliert mir einladend lächelnd, einfach vorbeizulaufen. Auf meine Frage, wie ich zurück zur Straße komme – was mit größerem Umweg verbunden wäre – bringt sie mich tiefenentspannt über ihr Grundstück durch den Vorgarten zurück zur Straße. Vielleicht habe ich zu hart geurteilt, beim Pauschalisieren und Aufziehen der „Reichen-Schublade.“

25. Februar 2022 – Das mit dem Schlaf funktioniert nicht. Irgendwas ist nachts immer geboten. Das Hundegebell ist zwar weniger als in Trou d’Eau Douce, wird jedoch durch Moskito-Vendetta relativiert. Die Drecksviecher haben eine Blutschlacht an mir verübt! Wäre der Tatort mit Plastikfolie ausgelegt worden, hätte man meinen können, Dexter Morgan sei am Werk gewesen. Hätt ich bloß den Moskitostecker benutzt. Aber Schlaf wird eh völlig überbewertet…

Zumindest gibt’s im Hostel zum Frühstück eine Kanne gut trinkbaren Kaffee. Und ich rede hier von Instant-Pulver! Soll das schon die altersbedingte Milde und Güte sein, die sich da bei mir breitmacht?! Hauptsache Koffeein pumpt im Blutkreislauf. Die Unterkunft war eine gute Wahl. Die Männers sind so hilfsbereit und unheimlich nett. Sagen ständig, ich solle mich wie daheim fühlen und es ist tatsächlich fast familiär.

Naturschutzreservat Ile aux Aigrettes

Um 10 Uhr schlappe ich zur drei Kilometer entfernten Ablegestelle der Wildlife Foundation. Dann tuckert unsere kleine Gruppe im Bötchen rüber zur Ile aux Aigrettes. Wikipedia sagt, das Eiland ist eine 26 Hektar große Insel innerhalb des Riffs. Gerade mal 1 Kilometer und wenige Bootsminuten von Mahébourg entfernt. Die Insel ist ein Naturschutzreservat der Mauritian Wildlife Foundation, zum Erhalt der nativen Flora der Insel Mauritius und der Maskarenen.

Auf dem Fußweg zur Wildlife Foundation
Mit dem Boot geht es gemütlich rüber zur Insel
Ile aux Aigrettes – Ein kleines unbewohntes Paradies

Man darf sie ausschließlich mit Naturführer betreten. Der Eintritt (umgerechnet rund 16 Euro) geht an die Foundation die dort alles schützt, analysiert und erhält. Unsere Führerin begleitet uns fast zwei Stunden durch den subtropischen Urwald. Richtig schön isses, bin immer auch sehr interessiert, wenns um die Flora und Fauna geht. Deshalb jetzt bissi Biologie für Daheimgebliebene: Die Bäume mit den vielen Wurzeln, die unten breit auseinander gehen, sind Vacoa. Dann gibt’s massenhaft Ebonytrees. Erinnert mit seiner weißen Rinde etwas an unsere Birke. Im Inneren ist sein Holz pechschwarz. Und da sein Holz so toll ist, macht man daraus Musikinstrumente, Pianos zum Beispiel. So, zu dem gesellt sich der Nailtree. Der heißt so, weil die Seemänner früher daraus Nägel gemacht haben, um ihre Schiffe zu reparieren. Also mordsstabil, das Baum. Lustige Palmen stehen dort rum, deren Stamm die Form der Oranginaflasche haben. Gestrüpp wächst auch reichlich. Wie die Ratplant, deren Blüten am Strauch gut riechen, abgepflückt stinken sie aber wie die Sau.

Einiges Getier krabbelt, hängt und fliegt hier auch rum. Endlich bekomme ich auch mal den einheimischen Flughund vor die Linse. Weil er hier abhängt, im Flug wäre es nicht möglich.

Flughunde oder Flying Foxes gibt es auf Mauritius in Massen

Auf Mauritius fliegt überall ein kleiner Vogel mit knallrotem Kopf rum, der Madagaskar Fody, wie ich lerne. Auf der Ile aux Aigrettes flattert der mit orangenem Kopf rum, das ist der geschützten Mauritius Fody. Sein Kopf ist nur in der Zeit orange, in der er die Mädels anbaggert und abschleppen will. Danach wird er grün. Wär das auch geklärt. Apropos abschleppen: Big Daddy taucht aus dem Gebüsch auf, Hibiskusblüten mampfend. Er ist der Playboy hier, verfügt über 14 Weiber. Für alle die grad neidisch werden, Big Daddy ist eine Riesen(langhals)schildkröte. Die können den Hals enorm ausfahren, um an hohe Blätter zu kommen. Eine seiner Begatteten trottete zuvor an uns vorei. Völlig unerwartet kam leise knarzend ein 100 Jahre alter Trümmer (150 KG Lebendgewicht) auf uns zu. Unsere Führerin erklärt, dass der Panzer gerade mal 2 cm dick und ganz empfindlich ist. Sie fühlen jede Berührung und reagieren darauf.

Babyschildkröte und wie sie ca. 100 Jahre später aussehen wird
Big Daddy liebt Hibiskusblüten

Vor Ende der Rundtour stoßen wir auf eine lebensgroße Figur des Dodo. Das legendäre Vogelvieh, das leider zu dumm war zum Überleben. Auf Réunion schon verehrt ohne Ende und auf allen Bierflaschen drauf, sagt Mauritius: „Nix da, das ist unser Dodo!“ Er dient aber eher als Mahnmal, dass aussterbende Tiere zu schützen sind. Er kam einst – Warnung, das kann jetzt dauern, Hobby Heinz Sielmann fachsimpelt sich grad in Fahrt – als eine Art Taube auf Mauritius geflattert. Hier hatte er keinerlei Fressfeinde. Bis die Piraten und Seefahrer kamen und dachten „was ein geiler Fatzen Fleisch, da wird man wenigstens satt von.“ Die kulinarische Ernüchterung kam prompt, der dicke Vogel schmeckte fürchterlich. Weil das Tier nun sowas von sicher war, bildeten sich seine Flügel zurück. Erschwerenderweise war er auch dumm und legte seine Eier in Nestern auf dem Boden. Die irgendwann von eingeschleppten Ratten geplündert wurden. Der Dodo konnte nicht mehr flüchten (weil flugunfähig), unhandlich war er zudem auch, also nix von wegen mal eben rauf aufn Baum und besiegelte mit seiner „für alles zu haben und zu nix zu gebrauchen Attidüde“ sein trauriges Schicksal.

Der Dodo konnte sich nicht durchsetzen
Hibiskusblüten, Fressen der Schildkröten
Kleine heile Welt, Wanderung auf der Ile aux Aigrettes
Blick rüber nach Mahébourg

Ein Besuch der kleinen Insel ist absolut lohnenswert und kann ich auf ganzer Linie empfehlen. Allerdings sollte man sich rechtzeitig einen der begrenzten Plätze reservieren.

Schnorchelfreuden und Tamilentempel

Nach dem Naturspektakel schnappe ich mir mein Badekrempel und düse zum Strand Pointe d’Esny. Da ich vor Tagen zur zufälligen Vorbesichtigung dort war, weiß ich wo ich hin muss. Auch heute entzückt der weißen Sandstrand mit Einsamkeit. Ich verstecke mein Zeug unter einem Katamaran, tackere mir die Panoramasicht-Schnorchelmaske aufs Gesicht und stürze mich in die warmen Fluten. Die überschaubare Unterwasserausbeute (wenige Fische und ein Seeigel) beeinträchtigt das kindliche Planschvergnügen in keiner Weise.

Den Schnorchelfreuden wird eine Runde Kultur nachgeschoben. Das National Historical Naval Museum hat leider schon geschlossen. Also direkt zum bunten Tempel Shri Vinayagar Seedalamen Kovil. Der wunderschöne Tempel ist einer der ältesten Tamilentempel der Insel und liegt etwas außerhalb des Zentrums. Die Aussicht auf den Fluss und die riesigen Bäume beeindruckt ebenfalls. Tempel und Pagoden werde ich niemals überdrüssig. Kann ich stundenlang abklappern. Ich mag die Atmosphäre und Stille, die dort herrscht unheimlich gern.

Der bunte Shri Vinayagar Seedalamen Kovil Tempel
Blick in die wundervolle Natur vom Tempel aus
Weiterer kleiner Tempel zwischen Häusern im Ort
Überall gibt es Obst und Gemüse am Straßenrand zu kaufen

Zum Abschluss des Tages schlendere ich ziellos durch die Straßen. Übrigens lässt es sich an Waterfront mit frischer Kokosnuss durchaus ne Weile aushalten. Das Leben ist warm und mit Sonne und Meer einfach schöner. Berge fehlen aber. Diesen Punkt der Bucketlist nehme ich die nächsten Tage in Angriff! Das Programm für morgen steht auch schon. Da geht’s auf große Wanderschaft. Über diese atemberaubenden Erlebnisse berichte ich schon bald im nächsten Beitrag.

Es hat eine Weile gebraucht, aber endlich fangen Kopf und Körper an runterzufahren und zu regenerieren. Daran ändert auch die von Moskitos ausgelöste Beulenpest, die meinen Körper übersät hat, nichts.

Life is good with coconut

Noch ein wenig Geduld, schon bald geht es tiefer hinein ins Abenteuer. Wer den 1. Teil verpasst hat, kann solange hiermit die Wartezeit überbrücken.

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Höhenflug in Bagan, Stadt der 1000 Tempel / MYANMAR

19. November 2018

(Beitrag vom 01.09.2020)

Bäääm! Von der ersten Sekunde an hat mich Myanmar wie ein Turbostaubsauger eingesaugt, emotional durchgewirbelt und sprachlos wieder ausgespuckt!

Vor gerade mal drei Tagen bin ich in dieser völlig fremden, anderen Welt angekommen. So kurz da und schon so tief eingetaucht…

Das Abenteuer startete in Yangon. Allerdings nur für eine Nacht, die hinterließ dafür einen Eindruck, der sich unwiderruflich in meinen Sehnerv eingebrannt hat. Mich hat wohl noch nie ein Bauwerk und sein Drumrum so aus der Fassung gebracht, wie die prachtvolle Shwedagon-Pagode!

Puh, die Messlatte liegt nun verdammt hoch. Dürfte schwer zu toppen sein, sinniere ich auf der langen Fahrt nach Bagan. Der Name klingt ja schon vielversprechend, irgendwie geheimnisvoll. Was ich über Bagan gelesen habe, schürt die Neugierde und lässt Großes erwarten.

Bagan, Old Bagan oder Nyaung U – wo bin ich?

Zu wissen, wo man hin muss, erleichtert das Ankommen ungemein. Daher habe ich bereits in Yangon die nächste Unterkunft gebucht. Nach elf Stunden Busfahrt komme ich endlich am Ziel an. Die „Eintrittserlaubnis“ für Bagan, kostet 25.000 Kyatt für drei Tage, umgerechnet rund 16 Euro. Zu zahlen bei Ankunft.

Im New Wave Hotel (irgendwo zwischen Nyaung U und Old Bagan) beziehe ich ein tolles geräumiges Zimmer mit zwei Betten und eigenem Bad. Meine Buchungswahl erweist sich als großer Glücksgriff. Das Personal ist unfassbar freundlich und hilfsbereit. Man macht es mir enorm leicht, mich in dem fremdartigen Land einzufinden, mich sicher und wohl zu fühlen. Ich bekomme Hilfe angeboten, noch bevor ich darum bitte. Jederzeit. Mit einer Selbstverständlichkeit, die mir die weitverbreitete Alltagsignoranz in der Heimat peinlich und traurig vor Augen führt.

Tempel-Erkundung per Fahrrad

Der Morgen startet auf dem Rooftop. Mit den hiesigen Frühstücksgepflogenheiten werde ich mich nicht anfreunden. Reis und Omelette lehne ich dankend ab und tausche es gegen etwas Toast mit Marmelade und Banane. Der einzig essenzielle Frühstücksbestandteil heißt für mich „Kaffee“, der Rest wird völlig überbewertet. Kaffee im warmem Sonnenschein auf der Dachterrasse – IM NOVEMBER – kann was! Die Glückskala ist am Anschlag.

Beim Fahrradverleih nebenan leihe ich mir für sagenhafte 1,50 € ein Vehikel für den Tag. Den Tempel-Übersichtsplan griffbereit, holpere ich auf dem Drahtesel durch die furztrockenen, staubigen Straßen.

Tempel-Sightseeing mit dem Fahrrad

Der Blick auf die Karte bestätigt Bagan’s Namenszusatz „Stadt der 1000 Tempel“. Unzählige Pagoden, Tempelanlagen, Stupas verstreuen sich über ein weitläufiges Areal. In jeder der heiligen Stätten wohnen Buddhas. Ich muss gar nicht lange suchen, bis die ersten Türme in der Steppe vor mir auftauchen. Das Fahrrad geparkt, laufe ich mit klopfendem Herzen auf die erste Pagode zu. Auf einem Podest davor stehen mehrere Buddha-Figuren im Kreis. Hochgradig froh mache ich Fotos. Wenn das so weitergeht, dürfte bereits am Mittag die Grenze meine Speicherkarte überschritten sein… Aber bei Buddhas und Tempeln werde ich schwach, da kann ich meine Begeisterung nicht mehr im Zaum halten. Die sprudelt über, ungebremst.

Eine Burmesin hockt vor der Pagode. Wir lächeln uns an, kommen ins Gespräch. Sie verkauft ihre Sandgemälde, deren Symbolik (die Bedeutung der buddhistischen Monate und Wochentage) sie mir ausgiebig erklärt. Kein Verkaufsgespräch, sie freut sich einfach über unseren Austausch.

Am nächsten Tempel eine ähnliche Begegnung. Ein drolliges Männlein erzählt mir mit seinen von Betelnüssen rotverfärbten Zahnstummeln seine Lebensgeschichte. Er kümmert sich um die Pagode und den Buddha, der darin wohnt. Er restauriert, pinselt die Wandfarbe nach, schaut nach dem Rechten und malt wunderschöne Sandbilder. Das hat ihm sein Papa beigebracht, der jetzt 82 Jahre alt ist, erklärt er stolz. Deshalb kann der jetzt auch nicht mehr den Buddha und die Pagode pflegen, deren Putz schon überall abbröckelt.

Wächter der Pagode und Sandmaler

Ich bin von der Warmherzigkeit und Offenheit der Menschen, die zugleich schüchtern sind, komplett ergriffen. Jeder will wissen woher ich komme. Ich werde nach meinem Namen gefragt und bekomme freudig den Namen meines Gegenübers genannt. Die Menschen sind so unaufdringlich interessiert und aufrichtig freundlich, dass ich sie sofort in mein Herz schließe. Ständig winken mir Kinder juchzend zu und lachen sich kringelig, wenn ich zurückwinke und „Mingalabar“ (was „Hallo“ heißt) rufe. Meine Kamera finden sie besonders toll. Sie möchten unbedingt aufs Foto, werfen sich in Pose und gucken mit großen Augen ihr Konterfei auf dem Display an, das ich ihnen zeige.

Die Kinder sind neugierig und fröhlich

Den ganzen Tag radel und laufe ich zwischen den sandigen Anlagen umher. Vor mir flüchtet eine Schlange ins Gebüsch. Davon gibt es etliche, weswegen auch immer Vorsicht geboten ist. Selbst nach dem gefühlt einhundertelfzigsten Tempel gerate ich noch immer in Augen-Ekstase. Jeder ist anders, jeder Buddha darin einzigartig.

Tempelanlagen soweit das Auge blickt – und noch weiter…
Der Ananda-Tempel, eines der elf größten Bauwerke Bagans
Wundervolle Buddhas

Nach einem Abstecher nach Old Bagan zur Bu Paya, einer goldenen, eierförmigen Statue am Irrawaddy-See, verabschiede ich diesen wunderschönen Tag beim Sonnenuntergang vom Dach einer Pagode. Natürlich von einer, die man besteigen darf. Das ist nämlich bei den wenigsten erlaubt. Dreckverstaubt, verschwitzt und den Kopf voller neuer Eindrücke, strampel ich durch den warmen Sommerabend zurück zum Hostel. Freu ich mich auf eine Dusche!

Junge Novizen in Old Bagan
Abenddämmerung in Bagan und…
Durch die Tür sieht man im Inneren einen Buddha sitzen
… Sonnenuntergangsstimmung

Am Abend nimmt mich die herzige Hotel-Rezeptionistin auf ihrem Roller mit nach Nyaung U. Ich besuche die Shwezigon-Pagode, bei der das Tazaungmon-Vollmondfest stattfindet. Etwas anders, als ich es mir vorgestellt habe: Viele Stände mit furchtbar viel buntem Firlefanz, Essen und Trinken. Untermalt von schriller, irre lauter Kirmesmusik. Die Shwezigon-Pagode, die unter dem Vollmond golden leuchtet, bietet ein grandioses Bild. Die ganze Atmosphäre hier, abseits des Volksfesttrubels, mag ich sehr. Es haben sich Nonnen und Mönche versammelt, betende Menschen hocken auf dem Boden, ich stehe mit meinen mittlerweile wieder verdreckten Füßen mittendrin. Kein Wunder, da man Tempelanlagen nicht mit Schuhen betreten darf und ich maximal Flipflops an den Mauken habe.

Shwezigon-Pagode zum Tazaungmon-Vollmondfest
Gebete

Taxifahrten auf Reisen – besser als Kino

Nach einem gepflegten Rooftop-Kaffee teile ich mir am nächsten Morgen mit weiteren Reisenden ein Taxi zum 50 Kilometer entfernten Mount Popa (1.518 m).

Also Taxifahrten auf Reisen… weiß ja auch nicht… In Ecuador landete ich schon in der Kutsche des Vorhöllen Taxi-Luzifer. Die burmesische Version rast zwar nicht, ist aber ebenfalls ein artgenössisches Prachtexemplar: Sein Handy kreischt die Fahrt über einen unsäglichem Klingelton. Die Telefonate gestalten sich recht einsilbig. Entweder hat der Gute bereits sein verfügbares Tages-Wortkontingent verpulvert oder es liegt am opulten Inhalt seiner Mundhöhle, dass er außer „HALLO?!“ und „hmmmmm…“ quasi kaum spricht. Ich habe auf dem Beifahrersitz die Pole Position ergattert, allerfeinster Kinoplatz! Ein strenger Geruch sticht mir in die Nase. Hungrig scheint er zu sein. Kontinuierlich futtert er gerollte Blätter. Wie ein Eichhörnchen, das sich auf einen harten Winter vorbereitet, bunkert er das Grünzeug in den Backen seiner Kauleiste, die immer dicker werden. Und durstig isser! Zwischen uns steht eine Halbliter-Plastikflasche mit einem dunklen Saft. Die Brühe sieht bissl eklig aus. Die wird er doch nicht dazukippen?! Aber jeder wie er mag. Sicherheitshalber gucke ich aus dem Fenster.

Nach eine Weile fällt es mir dann wie Schuppen aus den Haaren! Der volle Mund, der Ekelgeruch, die Saftflasche die – STOP. Warum wird die voller statt leerer?? Weil er Betelnüsse kaut! Natürlich, die sind in Blätter eingewickelt. Und fördern den Speichelfluss aufs Heftigste. Deswegen sind auch die Bürgersteige und Straßen in ganz Myanmar mit roten Pfützen gesprenkelt. Weil jeder seine optische Betel-Blutlache rausrotzt. Rumrotzen im Taxi zählt aber nicht zu den kundenfreundlichsten Gepflogenheiten. Dazu nimmt er die Plastikflasche, die er hübsch zwischen uns plaziert hat. Möglicherweise entgleisen mir die Gesichtszüge, bis ich den Brechreiz wieder unter Kontrolle habe. Tja, andere Länder, andere Sitten. Dafür reise ich schließlich, sonst könnt ich auch zuhause bleiben. Okay, vielleicht nicht ganz genau für SOLCHE Erlebnisse, aber besonders das Betelnuss-Kauen hat Tradition bei den Burmesen.

Armut und Müll – die andere Seite von Myanmar

Wir nähern uns dem Ziel, weiter über steile Serpentinen. Rechts und links am Straßenrand stehen unzählige Bettler. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. Über viele Kilometer erstreckt sich die Armuts-Schlange. Alle paar Metern kauern zu beiden Seiten uralte, dünne, verkrümmte und ausgemergelte Menschen. Es ist ein Anblick, der mich in Schockstarre versetzt. Ich weiß gar nicht, wie ich mich verhalten soll. Je näher wir dem Touristenmagnet Mount Popa kommen, desto schlimmer wird es, nun stehen auch Kinder da. „Menschliche Leitplanken“, schießt mir ein furchtbarer Gedanke in den Kopf. Ich bin hoffnungslos überfordert mit der Situation und dem Anblick der entgegengestreckten Hände. Aus dem Wagen vor uns fliegen Geldscheine auf die Straße. Schreiend rennt ein Pulk Kinder ungebremst zwischen die Autos, in der Hoffnung, einen der Scheine zu ergattern. Mir schnürt es die Kehle zu. Vermutlich 200 Kyatt-Scheine, umgerechnet keine 20 Cent, aber die Kinder rennen um ihr Leben. Ich überlege fieberhaft, wäge ab und entscheide mich mit schlechtem Gewissen dagegen, Geld aus dem Fenster zu werfen. Es ist ein Fass ohne Boden. Wo fängt man an, wo hört man auf? Im Reiseführer wurde ausdrücklich gemahnt, den Bettlern Geld zu geben sei der falsche Weg und würde das ganze Drama nur befeuern. Auch das ist Myanmar. Unbeschreibliche Armut.

Ein weiteres Desaster ist die katastrophale Müllsituation. Als ich aus dem Taxi steige und in Richtung Mount Popa laufe, trifft mein Blick unvermeidbar auf die Müllberge am Abhang neben mir. Abfallsäcke, Plastikflaschen, Dosen. Hier wurde der Umweltverschmutzung ein Denkmal gebaut. Auch das ist ein Anblick, an den ich mich auf der Reise nicht gewöhnen kann und will, der mir aber tagtäglich unterkommt. Sei es an Straßenecken, wo Leute ihre Abfallbeutel hinschmeißen, die dann von Hunden aufgerissen und auf verwertbare Fressalien durchwühlt werden, oder in flachen Bächen zwischen Häusern, in denen man vor Plastikmüllscheiße kaum noch das Wasser erkennen kann. Es ist furchtbar bitter, es ist die Realität. Die Mehrheit der Landsleute weiß es nicht besser, sie sind in keinster Weise darauf sensibilisiert, was sie ihrer Umwelt antun.

Auch das ist Myanmar – Plastikmüll wird in die Natur geworfen

Plastikflaschen aus dem Autofenster werfen, hier das Normalste der Welt. Als ich auf der Rückfahrt ins Taxi steige und eine leere Getränkedose in meinen Rucksack packe (ich konnte unterwegs nirgendwo einen Mülleimer finden), zeigt unser Fahrer auf die Büchse und deutet mit einem Schwung aus dem Fenster. Sein Hilfsangebot, meinen Müll zu entsorgen. Ich gucke grimmig und sage bestimmt „NO!“ und schließe demonstrativ den Rucksack. Es tut mir in der Seele weh und ich kann nur hoffen, dass schnellstmöglich ein Umdenken seinen Weg hierher findet…

Kulturschock am Mount Popa

Auf zum Berg. Eineinhalb Stunden werden uns bis zur Rückfahrt eingeräumt. Meine Enttäuschung über diesen knappen Aufenthalt erweist sich als unbegründet. Ich persönlich kann die Begeisterung vieler Touristen zu diesem überlaufenen Hotspot nicht teilen. Als ich die Müllberge hinter mir gelassen und mich durch das ganze Gewusel (alles untermalt von wahnsinnig lauter und schriller Musik) gekämpft habe, kommt die wahre Herausforderung. Über 777 Treppenstufen geht es auf den Vulkankegel. Genau genommen handelt es sich dabei um den Mount Taung Kalat. Vorbei an Marktständen und Touri-Nepp-Verkaufsbuden schiebe ich mich mit den Massen nach oben. Zwischen unseren Füßen rennen wild Affen umher. Barfuß (weil heiliger Boden) steige ich über aufgerissene Verpackungstütchen, Essensresten und Krümel, mit denen die Affen gefüttert werden. Auf der Brüstung neben mir hocken zwei große Affen und matschen in einer Plastiktüte mit Asianudeln, die sie sich gierig einverleiben.

Über 777 Stufen geht es barfuß den Heiligen Berg hinauf
Auch hier wird Thanaka verkauft, das zur Aufhellung und gegen Sonne auf die Haut gerieben wird

Stahltreppen und Bodenkacheln wechseln sich ab. Ich betrachte die Flecken auf dem Boden, denen nicht einmal mehr die Männer mit den Wischmöppen Herr werden können. Affenkacke, hatte ich gelesen. Komischerweise bin ich auf Reisen in vielerlei Hinsicht sehr robust und blende aus, wovon ich zuhause hochgradig Plack bekäme. Als ich über eine Pfütze Erbrochenes steige, komme ich aber auch an meinem persönlichen Armageddon an.

Nun gut, der Mount Popa ist einer der heiligsten Berge. Ein Besuch ist Pflichtprogramm. Meiner Meinung nach fehlt es diesem Berg und seiner Umgebung an jeglicher Atmosphäre und Spirit. Laut, dreckig, hektisch, zu voll. Das ist mein Fazit dieser Tour.

Mount Popa – Aus der Ferne schön. Näher dran verfliegt der Zauber

Höhenflug oder tu das wovon du träumst

Mein Bagan-Highlight (nicht nur höhenbedingt) wird am nächsten Morgen noch vor dem Frühstück serviert.

Um 5:20 Uhr stehe ich parat vorm Hotel. Ein hübscher, nostalgischer roter Bus sammelt mich auf. 30 Minuten später sind wir am Ort des Geschehens. Im Dunkeln stehe ich mit weiteren Abenteuerlustigen auf einem weitläufigen Feld. Riesige Ventilatoren blasen kräftig die Ballons auf, während man uns mit Kaffee und genauen Instruktionen versorgt und den Piloten zuweist.

Fasziniert laufe ich zwischen rund zwanzig Fesselballons herum. Um uns brummt es laut. Langsam und beschwerlich füllen sich die Giganten und richten sich in Zeitlupe auf. Eine Gänsehaut kriecht mir über den Rücken, ich bin ganz ergriffen. Ein weiterer großer Traum geht gerade in Erfüllung. Mit „Ballons over Bagan“ habe ich vorgestern spontan eine der legendären Luft-Fahrten über die Tempelanlagen dieser traumhaften Stadt gebucht. Kapieren kann ich es noch nicht.

Nicht mehr lange… gleich geht es los

Die Morgendämmerung hat eingesetzt und unser Ballon türmt sich in seiner ganzen Pracht stolz vor uns auf. Vor Aufregung bin ich ganz kribbelig. Um 6:20 Uhr erteilt Nobby, unser Pilot, die Einstiegserlaubnis. Mit 16 Personen klettern wir in den Korb, der sich in vier großzügige Quadrate mit jeweils vier Leuten unterteilt. Unser Ballon ist der Erste, der in den Himmel steigt. Ein irres Gefühl, als der Korb über den Boden schrabbert und erst zaghaft, dann schneller abhebt und nach oben schwebt.

Bagan begeisterte mich bereits enorm, als ich mit dem Fahrrad die Pagoden abgefahren hatte. Diese uralte, gigantische Tempelstadt nun von oben betrachten zu dürfen und ihr Ausmaß zu sehen, ist jedoch eine ganz andere Nummer! Zutiefst berührt und völlig überwältigt glotze ich aus dem Korb nach unten, den Freudentränen hinterher, die mir aus den Augen kullern.

Hunderte kleine Stupas und große Tempel ragen aus der grünen Wiesen- und Palmenlandschaft heraus. Manche steinweiß, manche golden, die meisten erdfarben, dazwischen steigt der Morgennebel auf und würzt das Spektakel mit einer Prise Mystik. Sonnenaufgang. Ein glühender Feuerball, an dem all die Ballons vorbeiziehen, während unter uns einige Frühaufsteher das Schauspiel von ihren Aussichtspunkten bestaunen und uns zuwinken. „Welch magischer, phantastischer Ort“, denke ich völlig geflasht.

Nach rund 40 Minuten landen wir ganz entspannt auf dem Feld. Mit einem Glas Champagner überreicht uns Nobby unsere Urkunde. Es folgt ein gemeinsames Frühstück mit Kaffee, Tee, Croissants, Bananenkuchen und Obst. Um 7:30 Uhr hat der Zauber ein Ende, das Team von Balloons over Bagan bringt uns zurück.

Zugegeben, die Fahrt mit Balloons over Bagan ist kein Schnäppchen. Es war meine erste und wohl auch einzige Ballonfahrt in meinem Leben. Ich hätte mir sicherlich keinen für mich schöneren Ort dafür aussuchen können und rückwirkend betrachtet, war es die genialste Entscheidung, mir diesen Luxus zu gönnen. Alles war von vorne bis hinten top organisiert, das Equipment im allerbesten Zustand (soweit ich das beurteilen kann) und das ganze Team mega freundlich, kompetent und professionell. Jeder Handgriff saß, alles lief ausgesprochen sicher ab. Zudem war mir wichtig, die Tour mit einem regionalen Anbieter zu machen, so dass meine Investition auch an die Locals geht. Ich kann jedem, der mit einer Ballonfahrt liebäugelt und in Myanmar ist, wirklich ans Herz legen, bei Balloons over Bagan zu buchen. Alternativ gibt es auch eine Ballonfahrt über den Inle-Lake, was für mich persönlich lange nicht so reizvoll wäre, wie die Fahrt über die wunderschöne Tempelanlage von Bagan. Aber das ist Geschmackssache.

Unsere Crew rund um Pilot Nobby (mitte)
Foto: Balloons over Bagan

Man kann definitiv sagen, ich verlasse Bagan mit Pauken und Trompeten! Mir bleiben jetzt noch ein paar Stunden, dann ziehe ich um 11:30 Uhr mit dem Bus weiter nach Mandalay. Eine gute Gelegenheit, noch eben die Laufschuhe zu schnüren und eine letzte Abschiedsrunde durch Bagan zu drehen…

Wer noch mehr über meine besondere Reise durch Myanmar lesen mag, besonders im Hinblick darauf, was es „im Inneren“ mit mir gemacht hat, findet unter der Rubrik „Kurz(e)geschichten“ einen weiteren Beitrag. Für das Magazin „Tibet und Buddhismus“ durfte ich eine bebilderte Reportage schreiben, die ich euch hier auch gerne nochmals verlinke.

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