GALÁPAGOS / ECUADOR – 34 TAGE ABENTEUER HOCHDOSIERT, BITTE!

Teil 15: Löffelliste Santa Cruz und sowas wie Fremdweh

Finale: San Cristóbal – Santa Cruz – Ecuador

16. – 20. Dezember 2019

Uuuäääähhhhh… Echtes Morgen-Grauen um 6:00 Uhr. Mit weniger als fünf Stunden Schlaf hängt der Körper in San Cristóbal, der Rest irgendwo im Wolkenkuckucksheim.

Grundnahrungsmittel Pseudo-Kaffee (pulverisiert, die Not ist groß) und Anti-Brech-Pille pimpen den Kadaver für das Bevorstehende. The same Procedure as – ach, ihr wisst schon…

Werde ganz innig und beinahe sentimental vom herzigen Gastgeber Pepe gedrückt und verabschiedet. Dann zum letzten Mal auf die Fähre, die mich um 7:00 Uhr nach Santa Cruz beamt. Zurück zum Ausgangspunkt. Könnte auf der zweistündigen Fahrt unterwegs ja ne Runde in den Pazifik hüpfen, Haie „kann“ ich jetzt schließlich.

Wiedersehensfreude in Santa Cruz

Gestrandet auf Santa Cruz hat die Quartiersuche alleroberste Piorität. Die morgendliche Mission ist von Erfolg gekrönt. Residiere in einem Hotel – Asche über mein elitäres Haupt – in zwei dekadent großen Zimmern (jeweils mit Doppelbett) und eigenem Bad. Gönn dir, auf die letzten Tage. Eigentlich fällt das unschlagbare Preis-Leistungsverhältnis die Entscheidung. Ist sogar günstiger als die etwas abgeranzte Unterkunft, in der ich hier vor einigen Tagen war. Dafür latscht man knapp zehn Minuten zum Meer. Stört mich keineswegs.

Soeben angekommen und auch gleich verabredet. Fühle mich wahnsinnig „local-like.“ Treffe nämlich meine Reisefreundin Nicole, die ich gleich zu Beginn im Ecuador-Wanderbus kennenlernte und mit der ich schon einiges erlebt habe. Witzigerweise sitzen wir in ein paar Tagen sogar im selben Flieger zurück nach Deutschland. Nee doch nicht witzig, Rückflug nach Deutschland im Winter.

Schon von Weitem sehe ich Nicole in dem zum Meer ausgerichteten Straßenlokal. Große Wiedersehensfreude! Mit leckerem Cappucchino und Cocos-Saft spülen wir den neuesten Reiseabenteuerdratsch hinunter.

Es erstaunt mich immer wieder, wie schnell man mit manchen Menschen vertraut wird. Es spielt überhaupt keine Rolle, wie kurz man sich erst kennt. Besonders, wenn man abenteuerliche Erlebnisse teilt und viel Zeit zusammen beim Reisen verbringt, lernt man sich recht schnell, ziemlich gut kennen. Und in Glücksfällen trifft man die perfekt passenden Arsch-auf-Eimer-Menschen.

Wiedersehen mit Nicole. Wenn aus Reisebekanntschaft Freundschaft wird, darf’s zum Nachmittag auch mal Sangria sein

Die Lavaschlucht Las Grietas

Nach regen Gequatsche nehmen wir einen der noch offenen Punkte der Löffelliste in Angriff. Dieser nennt sich „Las Grietas“. Ein Taxiboot tuckert uns zur Anlegestelle gegenüber des Piers und wir traben zu der bekannten Felsenschlucht. Einer Schlucht, die mit Süßwasser gespeist wird, also weniger salzig und zum Baden geeignet ist.

Mit dem Wassertaxi zur gegenüberliegenden Bucht

Bereits die kleine Wanderung ist äußerst beeindruckend. Erst kommen wir am kleinen Strand „Playa los Alemanes“ vorbei, dann geht es entlang weiß-rosafarbener Salinas.

Salinas bei Las Grietas

Die Farbkontraste des braunen Weges, den unzähligen Opuntien (das sind diese Baumstamm-Kakteen) und den weißgrauen dürren Sträuchern sind toll. Ich traue meinen Augen kaum, als plötzlich vor uns ein komplett pinkfarbener Tümpel auftaucht. Sowas habe ich noch nie gesehen.

Pinkfarbener Salzsee

Es führt ein gut beschilderter Weg führt zur Lavaschlucht. Man kann sich gar nicht verirren. Über Holzstufen steigt man zum Ufer hinab. Rechts und links ragen dunkelgraue Felswände empor. Das glasklare Wasser erlaubt den ungetrübten Blick auf die Fische und bis zum Grund. Etliche Badefreudige tümmeln sich in der Grotte und an dem kleinen Uferstreifen.

Schöne Wanderwege zu Las Grietas

Kristallklares Wasser in der Grotte

Hochmotiviert, aber als maßlos selbstüberschätzter Deepwater-Profi, tunke ich den Kadaver in das seichte Nass. Ein Leichtes, nach meinem Tiefsee-Abenteuer! Uiuiuiiii, arschkalt! Vielleicht fange ich besser nur mit den Füßen und Waden an, um den Kreislauf zu stabilisieren. Ist ja völlig ungesund, bei 48° Grad Außentemperatur (gefühlt) direkt durch die Eisschicht in die arktische Tiefkühlsuppe zu brechen. Nicole schaut grinsend zu und schweigt. Sie kennt mein Wasserweichei-Kältesyndrom schon. Um mir nicht die totale Blöße zu geben, quäle ich mich ein paar nicht enden wollende Schwimmzüge. Dumm, dass meine gepresste Geburtsvorbereitungskursatmung für eine Bewußtseinsveränderung im Kopf sorgt. Ich kapituliere. Ist die Brühe zu kalt, bin ich zu schwach.

Nicole hingegen taucht entspannt ein und schwimmt von Dannen. Pffff… Da passe ich lieber am Ufer auf unseren Krempel auf. Bemüht, die Hautfarbe von adeligem Bläulich wieder in knusprige Sonnenbräune zu verwandeln.

Luftgetrocknet und zurück auf Betriebstemperatur gehen wir den Weg oberhalb der Schlucht ab. Der Blick hinab ins Wasser ist genial. Selbst von hier oben kann man den Meeresboden sehen.

Blick in die langgezogene Schlucht
Der Weg führt oberhalb der Schlucht durch Bäume und Opuntien zu einer Aussichtsplattform

Aussichtspunkt bei Las Grietas

Wir beobachten die Schnorchler in der Grotte und genießen den Panoramablick über den weiten Ozean von der Plattform. Den restlichen Nachmittag verdüseln wir am Playa los Alemanes, bevor das Wassertaxi uns das kurze Stück zum Pier zurück schwimmt.

Playa los Alemanes

Nachdem wir wieder salonfähig und vorzeigbar sind, treffen wir uns zum gemeinsamen Abendessen. Ich habe Nicole von der einen Straße im Ort erzählt, die nach Sonnenuntergang für Autos gesperrt und zur ultimativen Schlemmermeile wird. Alle Restaurants bauen ihre Tische und Stühle draußen auf und verwandeln die Gasse über ein paar Stunden zum kulinarischen Dreh- und Angelpunkt. Mit viel zu leckeren Schirmchengetränken und köstlichen Speisen schlemmen wir uns satt und lassen den Abend in einer chilligen Bar beim Hafen ausklingen.

Guter Kaffee am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen (bevor sie entstehen)

Ich schwelge in koffeeinhaltiger Seeligkeit. Habe ein hippes schnuckliges Café und somit mein Morgenglück in kräftig gerösteter Gaumenfreude gefunden! Für Tische ist in der kleinen offenen Holzbude kein Platz. Dafür sitzt man auf Barhockern innen und außen entlang der Theke.

Kaffeeglück auf Galápagos
Cappucchino und Schreib-Zeit, perfekter Morgen-Start

Vor lauter Verzückung wegen der überragenden Auswahl, habe ich versehentlich über meine Verhältnisse gebechert. Ein Blick in den Geldbeutel bestätigt das Unheil: Ich muss die Zeche prellen. Vor Scham will ich sofort mit Betonschuhen im Ozean versinken. Peinlichst berührt gestehe ich der freundlichen Kaffeefrau meinen Fauxpas. Sie ist völlig gelassen und winkt verständnisvoll ab. Mit dem Versprechen, gleich wieder zurück zu sein, leiste ich eine Anzahlung und düse zum Geldautomaten (gemäß Murphys Law sind die ersten beiden defekt und ein drittes Gerät – funktionierend – in entgegengesetzter Richtung). Mit spanischen Entschuldigungen kann ich endlich meine Schulden begleichen.

Ich könnte es nicht treffender formulieren!

Los Gemelos – alles andere als Gammelprogramm

Gepusht von Koffeein und Verlegenheitsadrenalin muss erst mal ne gepflegte Portion Sport her! Zudem steht auf der Löffelliste auch „Los Gemelos“. Kann man ja prima kombinieren.

Beim dritten Anlauf finde ich endlich einen Fahrradverleih, der mir für den angebrochenen Tag und zu einem angemessenen Preis ein Bike vermietet, das sich als überraschend tauglich herausstellt. Sogar mit einem Not-Reparaturset werde ich ausgestattet – nicht, dass ich damit umgehen könnte. Aber es ist ja wie mit Regenjacken: Hat man es im Gepäck dabei, braucht man’s nicht.

Per Maps checke ich die Route zu den Kratern „Los Gemelos“. Aha, 22 Kilometer. Das angegebene Zeitfenster für die Fahrt erscheint mir lang und irritiert mich etwas. Rückwirkend betrachtet war es realistisch, da ich von den rund 600 zu bewältigenden Höhenmetern nix wusste. Glücklich die Unwissenden.

Uffbasse! Schildkröten und teils verkackte Radwege

Die Temperaturen sind perfekt zum Biken. Bewölkter Himmel, nicht zu heiß, der Schweiß läuft trotzdem ordentlich. Parallel der Hauptstraße führt der Radweg, konsequent moderat ansteigend, weg vom Meer hinein ins Landesinnere. Die ganzen Radwege auf der Insel sind super. Leider ist der hier irgendwann über mehrere Kilometer mit matschigen Exkrementen zugekleistert. Scheinbar hat den ein Güllewagen geteert. Vom mistfabrizierenden Viehzeug fehlt allerdings jede Spur. Zudem liegen etliche tote Vögelchen auf dem Weg. Sehr seltsam.

Je weiter ich fahre und je höher ich komme, desto kühler wird es. Es beginnt zu nieseln. Die Landschaft hat sich verändert. Als würde der Weg vom Ozean direkt in die grünen Highlands führen, denke ich. Leider ändert das am Geschiss nix. Mit jeder Reifenumdrehung fliegt mir, im wahrsten Sinne des Wortes, die feuchte Kacke um die Ohren. Grenzwertig eklig, ohne Schutzbleche. Mit einem Ast puddel ich irgendwann kiloweise Scheiß aus dem Reifenprofil, ziehe die Regenjacke über und strample weiter. Augen und Klappe zu und durch. 19 Kilometer Anstieg, noch immer kein Ende in Sicht. Im Gegenteil, jetzt wird der nasse Radweg richtig steil. Vergnügungssteuerpflichtig ist das nicht mehr. Aber aufgeben ist keine Option! Das wird durchgezogen!

Zweifelnd, ob ich jemals an der vorgesehenen Stelle ankomme, erreiche ich das erlösende Schild am Parkplatz.

Angekommen! Nach 22 Kilometern durch die Kacke nach oben

Etwas mehr Wanderung habe ich mir bei „Los Gemelos“ aber doch vorgestellt. Keine fünf Minuten Marsch vom Parkplatz weg, stehe ich bereits vor dem größten Gemelos-Krater. Etwas weiter durch den dicht bewachsenen, mystischen Scalesiawald, der einmal kurz von der Hauptstraße unterbrochen wird, kommt man zu dem Kleineren. Die rund 64 m tiefen Zwillingskrater entstanden durch den Einsturz unterirdischer Magmakammern. Der Ausblick ist mächtig beeindruckend. Verdammt schön hier. Und in Kombination mit der sportlichen Radelei die perfekte Halbtagestour.

Durch urige Scalesiawälder zu den beiden Vulkankratern
Blick in die gigantischen Zwillingskrater Los Gemelos

Die gequälten Beine haben Schonzeit. Bis auf ein paar kurze intervallartige Steigungen, fliege ich 22 lange Kilometer vom feucht-kühlen Nebelwald runter an die Sonnenküste. Unterwegs entdecke ich zufällig eine Riesenschildkröte, die an einem Seitenpfad im hohen Gras sitzt. Dann treffe ich noch ein bekanntes Pärchen aus Freiburg, das mir von einer Bushaltestelle im Nirgendwo zuwinkt. Die beiden lernte ich vor Tagen in meiner ersten Unterkunft in Santa Cruz kennen. Die Welt ist ein Dorf. Da ich ständig „Bekannte“ auf den Inseln treffe, fühle ich mich auch schon sehr heimisch.

Direkt neben der Hauptstraße sitzt eine Riesenschildkröte im Gras

Im Hotel erst mal von jeglichem Scheiß und Schweiß befreien und in die vorzeigbare Mensch-Variante verwandeln, bevor ich wieder mit Nicole im Ort verabredet bin. Morgen heißt es adios Galápagos. Ich will es nicht wahrhaben. Zumindest Nicole treffe ich übermorgen am Flughafen wieder, dann geht unsere Maschine zurück nach Deutschland.

Das Schirmchengetränk hat heute Abend einen bitteren Beigeschmack von Melancholie und Abschiedsschmerz.

Abschieds-Caiphis mit Weihnachtsflair
Rettungslos verliebt, der Abschied schmeckt bitter

Der Körper zieht weiter, das Herz bleibt hängen

Drei Faktoren machen einen blöden Morgen aus: Müdigkeit, kein Kaffee und viel zu wenig Nacht.
Erschwerend kommt die Rückreise nach Guayaquil hinzu. Bäääh!

Um 7:30 Uhr bringt mich ein Taxi vom Hotel zur Bushhaltestelle. Dann 40 Minuten Busfahrt ins Hinterland zum Canal de Itabaca. Einen Teil der Strecke, die ich gestern raufgeradelt bin. Heute regnet es unterwegs richtig dolle. Da war das Geniesel gestern weitaus besser.

Am Canal de Itabaca setzt die Fähre binnen weniger Minuten über nach Baltra.
Dann im Busshuttle zum Flughafen und nach Guayaquil. „Die Area 51„, wie ich die anstrengende Stadt der vielen verbotenen und gefährlichen Straßen nenne. Noch kann ich einfach von der Fähre flüchten und rüber nach Isabela schwimmen…

Bin viel zu früh am Flughafen. Noch knapp drei Stunden bis Abflug. Für ein Geduldsmonster wie mich, eine Herausforderung. Mit einem bappsüßen Cappucchino (der Barista gehört gefeuert!) vergrault man mich von der Insel.

Zurück in Ecuador

Vom Flughafen gehe ich nicht über LOS sondern direktomundo per Taxi ins Hostel. Die Unterkunft hatte ich bei meiner Abreise ich vor einigen Tagen gleich wieder reserviert. Der Fluxkompensator katapultiert mich quasi vom Flora-Fauna-Inselidyll mitten rein in den stickig-siffigen Asphaltterror.

Den restlichen Tag über ist stundenlanger Großstadtdschungel-Nahkampf angesagt. Resümee am Abend: Es sind noch alle Körperteile dran und alle wenigen Habseligkeiten da. Wie es sich gehört, habe ich mich selbstverständlich auch wieder verlaufen! Selbst maps.me hat in dem ganzen Chaos die Grätsche gemacht und mich hängen lassen. Dafür kümmert sich eine äußerst freundliche Einheimische und begleitet mich den gesamten Weg zurück zum Hostel. Wahrscheinlich zu gefährlich für die herumirrende deutsche Gringa nach Sonnenuntergang (ich wollte ja längst zurück sein). Während ihr Sohn mich mit großen Augen anguckt, drückt ihr kleines Mädchen beharrlich mit ihren Fingerchen auf meiner Uhr rum, die dabei jedesmal leuchtet. Klappe halten und dankbar sein, disziplinierte ich mich.

Heimweh? Nö das ist Fremdweh

Rumms! Da isser. Wurde nicht eingeladen, hat nicht angeklopft und türmt sich trotzdem unerlaubt vor mir auf. Der letzte Morgen, der letzte Tag, die letzten Stunden. Wenn ich nicht spontan irgendwo unter die Räder komme, steht dem Rückflug tragischerweise nichts mehr im Wege. Fühlt sich jetzt schon an wie Heimweh, nur umgedreht. Wie nennt man das? Vermutlich Fremdweh. Ich bin nicht bereit, will noch so viel sehen in Ecuador, noch in diesem wunderschönen Land bleiben.

Vor elendig langen Flügen ist artgerechter Auslauf furchtbar wichtig. Deshalb latsche ich mir den Abschiedsfrust am Malecón 2000 raus. Um an die kilometerlange schicke Flusspromande zu gelangen, geht’s erst einmal schön durchs Ghetto. Ein befremdliches Gefühl, als ich die käfigartig vergitterten Geschäftsläden sehe, durch deren Metallstäbe die Verkäufe geschoben werden. Heißes Pflaster hier, nicht allein wegen der kuschligen Außentemperatur.

Käfighaltung für Verkäufer. Kein Wohlfühl-Gefühl

Die Antennen auf Habacht-Stellung ausgerichtet, in der Hand einen erfrischenden Wassermelonensaft, hühnere ich durch die vor Hitze flirrenden vollen Straßen in Richtung Zentrum.

Die schönen Ecken von Guayaquil

Das Umfeld wird allmählich angenehmer. Hier taucht sogar wieder die Polizei auf. Und es gibt Grünanlagen. Rundum stehen imposante Bau-Klötze. An einem hohen Gebäude lese ich „Bombero“, der spanische Begriff für Feuerwehr. Ich lache. Bei Bombero denke ich irgendwie an ein würziges, hochprozentiges Glühgetränk.

Feuerwehrhaus in der Hauptstraße Avenida Nueve de Octubre

Auffallend ist auch, dass vor wirklich jedem Bankautomaten immer meterlange Menschenschlangen stehen.

Der Brett schlägt unerwartet am Malecón in Form von optisch-aktustischem Weihnachtsoverkill gegen die Birne! Über die lange Uferpromenade schmettert live gesungenes Weihnachtsliedgut aus erstaunlich starken Lautsprechern. Guayaquil ist im Ausnahmezustand, die Leute flippen förmlich aus.

Malecón mit großzügigem Weihnachtsbaum
La Perla, mit 57 Metern das höchste Riesenrad Südamerikas

Als Elfen verkleidete Kinder tanzen zwischen quietschbunten, überdimensionalen Plastik-Lollis und Zuckerstangen auf dem Weihnachtsmarkt rum. Richtig gelesen – Weihnachtsmarkt! Mit Holzbuden und viel quatschigem Plunder. Und ich Weihnachtsgrinch mitten im Epizentrum! Dabei bin ich extra dem deutschen Dezemberwahnsinn entflohen.

Hochsommerlich-weihnachtliches Guayaquil

Menschenmassen auf den Märkten und in den Straßen

Am Monument Hemicycle de la Rotonda an der Flusspromenade und den großen GUAYAQUIL-Lettern (natürlich passend weihnachtlich anmutend) sind riesige Nussknacker, ein überdimensionaler Weihnachtsbaum und ein Karussell aufgebaut. Die Hitze brutzelt allmählich mein Hirn weich. Zur Abkühlung kippe ich mir großzügig frisches Wasser aus den Brunnen über. Hoffentlich nicht meine letzte Waschmöglichkeit, bevor ich in den Flieger steige, sonst bapp ich da drin fest.

Es weihnachtet sehr, auch am Monument La Rotonda

Tatsächlich schließe ich gegen Ende meinen Frieden mit Guayaquil. Nachdem ich die Stadt genauer unter die Lupe nehmen konnte, habe ich einige wirklich hübsche Ecken gefunden. Allen voran das charismatische Künstlerviertel „Las Peñas„, das sich farbenfroh über den Hügel Santa Ana erstreckt. Hier befindet sich auch die älteste Straße der Stadt, zahlreiche bezaubernde Ateliers, Bars und viele bunte, alte Häuser. Sogar Che Guevara soll hier einst gelebt haben. Durch das Viertel geht es 444 nummerierte Treppenstufen hinauf zum Cerro de Sante Ana, wo die Stadt 1547 gegründet wurde.

Die kleinen, verlockenden Seitengassen sind für „Eindringlinge“ wie mich definitiv zu vermeiden. Mein Fehltritt wird mit verächtlichem Blick, wütendem Wink und unverständlichem Angeraunze quittiert. Verstanden, hier habe ich nichts verloren. Entschuldigend trolle ich mich.

Künstlerviertel Las Peñas
Alle Treppenstufen sind durchnummeriert

Auf dem Hügel angekommen, erreicht man den bereits von Weitem sichtbaren blau-weißen Leuchtturm und eine kleine Kapelle. Steigt man die weiteren Stufen der Wendeltreppe im Leuchtturms hinauf, sind den Augen keine Grenzen mehr gesetzt.

Blick auf das Künstlerviertel und die Kathedrale
Der Leuchtturm von Guayaquil
Die Flussmetropole von oben, links Tourimeile Malecón am Rio Guayas und die Insel Santay

Auf dem Rückweg zum Hostel bummel ich am Plaza Bolivar vorbei und schaue mir die Urzeitviecher im Parque Seminario, oder auch „Parque de las Iguanas“ an. Hier lebt eine Kolonie von über 300 Landleguanen auf der Wiese und in den Bäumen.

Auf dem Plaza Bolivar befindet sich zudem die Reiterstatue Simón Bolivar, gegenüber thront die stattliche Kathedrale von Guayaquil. Ordentlich Tamtam für eine kleine städtische Grünanlage.

Kathedrale und Reiterstatue des Befreiers Simón Bolivar im Plaza Bolivar und dem integrierten Parque de las Iguanas
Der Park mitten in der Stadt ist in Leguanbesitz

Reisen enden, Erinnerungen bleiben

Im Hostel bleibt kaum Zeit, mich im engen Gäste-WC unter den Wasserhahn zu hängen und flugfein zu machen, schon steht das Taxi vor den hermetisch abgeriegelten Toren. Ein letzter Kampf durch übervolle Straßen, dann werde ich vom Taxifahrer mit meinem Rucksack vor dem Flughafenterminal abgestellt. Das war’s dann also…

Nicole ist bereits da. Auch sie mag nicht ins kalte Deutschland. Ein kleiner Trost. Geteilter Abschiedsschmerz ist halber Abschiedsschmerz. Wir ertrinken ihn unerfolgreich im Flughafen-Starbucks bei einem großen Becher Cappucchino, während wir auf unsere Maschine nach Amsterdam warten.

DANKE für dieses Leben – DANKE an euch!

34 Tage pures Abenteuer liegen hinter mir. Atemberaubend, unvergesslich, freudentränenreich, unfassbar, emotional! Es war übelst grandios und der Dankbarkeit, die mich erfüllt, werden Worte eh nicht gerecht.

Alle treuen Gefährten, die ihr bis hierhin mitgelesen habt und die ich quer durch Ecuador zerren und auf Galapagos mitnehmen durfte, meinen aufrichtigen DANK für euer Interesse und eure Zeit, die ihr dem Blog geschenkt habt. Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig aus dem Alltag entführen und euch eine Brise Reiseabenteuer in die heimischen Wände wehen. Ich würde mich riesig freuen, wenn ihr auch künftig mitkommt. Ihr könnt auch gerne meinen Blog abonnieren, dann werdet ihr einfach über neue „Ausreißer“ informiert. Ihr seid herzlich eingeladen.

Denn eines kann ich euch versprechen: Nach der Reise ist vor der Reise. Man könnte auch sagen, ich stehe bereits mit scharrenden Hufen in den Startlöchern 🙂

Kennt ihr auch Fremdweh? Oder habt ihr eher Heimweh? Oder in der Ferne Heimweh und daheim Fernweh? Vielleicht liebt ihr es ja auch zu Reisen, seid aber jedesmal froh, wenn ihr wieder zu Hause seid? Wie ist das so bei euch?

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GALÁPAGOS / ECUADOR – 34 TAGE ABENTEUER HOCHDOSIERT, BITTE!

Teil 14: Noch mehr Seelöwen, Seefahrten des Grauens und Hai-End-Erfahrungen

Von Isabela über Santa Cruz nach San Cristóbal

13. – 16. Dezember 2019

Es soll ja durchaus einen Vorteil haben, wenn um 4:50 Uhr der Wecker klingelt. Welcher war das nochmal?! Ach so, Sonnenaufgangserlebnis…

Sonnenaufgang am Pier von Isabela

Am Pier in Isabela wieder der übliche Check auf Früchte, Samen und saubere Wanderschuhe, bevor um 6:00 Uhr die Fähre zurück nach Santa Cruz brettert. Der Abschied fällt schwer. Zu wissen, was mir auf dem Wasser blüht, trägt nicht wirklich zur Förderung des Wohlbefindens bei. Darauf erst mal eine Reisetablette!

Es folgt die bekannte Prozedur: Wassertaxi, zwei Stunden Pazifik-Apokalypse, Wassertaxi. Mir gegenüber hängt ein armer Kerl und kübelt sich die Seele aus dem Leib. Ich strecke ihm einen Blister Reisekaugummis hin. Er mag nicht. Füttert stattdessen weiterhin fleißig die Fische. Die ganze Fahrt über, sogar als wir gemütlich in den Hafen shippern. Es ist kein Vergnügen auf dem Kutter…

In der Reiseagentur in Quito, hatte man mich bei meiner Flugbuchung bereits vor den Überfahrten gewarnt. Damals der Grund, mich gegen San Cristóbal zu entscheiden. Sonst hätte ich gleich einen Gabelflug nach Baltra und zurück von San Cristóbal gebucht. Aber wie es so ist auf Reisen, viele Wege entstehen spontan und Planungen werden sowieso völlig überbewertet.

Hilfe, es weihnachtet sehr

Deshalb muss ich jetzt erneut nach Santa Cruz, dort hoffentlich ein Ticket für die andere Fähre ergattern, sechs Stunden die Zeit verdödeln und am Mittag weitere zwei Stunden dem Schleuderwaschgang fröhnen.

Ich springe aus dem Boot und renne zum erstbesten Schalter. Wueppa, das Ticket! Die freundliche Dame bietet mir sogar an, meinen Rucksack zu verwahren. Ein Angebot, dass ich bei der Hitze gerne annehme.

Beim Rumlungern erheitert mich die mit Abstand geilste Weihnachtsdeko. Hier werden neue Maßstäbe kreativer Dekoration gesetzt. Während ein City-Aufpimp-Team auf dem Marktplatz in Isabela drei volle Tage in aufwendigster Hand- und Schnibbelarbeit aus Stoffbahnen einen Weihnachtsbaum zusammenbastelte, wird das Auge am Pier Santa Cruz von einer großen Krippe begrüßt. Darin gesellen sich, neben Josef, Maria (in Menschengröße) und Jesuskindlein, ein Seelöwe, Flamingo, Riesenschildkröte und Blaufußtölpel. Nicht minder sensationell ist der Schlitten des Weihnachtsmannes. Der ist nämlich hochseetauglich und wird nicht von langweiligen Rentieren gezogen – die würden sich ja hier totschwitzen oder ertrinken – sondern von Seepferdchen und Delfinen.

Tierisches Krippenspiel im Galápagos-Style
Für alle, die sich fragen, wie der Weihnachtsmann von Insel zu Insel kommt…

Die verbleibende Zeit hühnere ich durch den Ort, schlabbere Café und gar köstlichsten Kokossaft und sehe dem tierischen Treiben am Fischmarkt zu.

Fischmarkt in Santa Cruz – immer ein Spektakel

14:00 Uhr, erneut auf hoher See. Und souverän den dämlichsten Platz ausgesucht. Zwei lange Stunden ergießt sich ein spezielles Wellness-Spa-Programm, in Form von kaltem Salzwasser, über meinen Kadaver. Ein aufmerksamer Mitmatrose kramt nach seiner Regenjacke und reicht sie rüber. Dankbar hülle ich mich ein. Derweil befindet sich meine Sitznachbarin – nicht verwandt und nicht verschwägert – in ihrer Tiefschlafphase. Selig ruht ihr Kopf auf meiner Schulter. So ist das, ein Geben und ein Nehmen.

Nach endloser See-Schaukelei endlich angekommen

16:00 Uhr, der Hafen von San Cristóbal! Das Leiden hat… noch kein Ende. Über Lautsprecher schmettern uns die schrägen Klänge des Kinder-Christmas-Chor entgegen. Daneben blinkt ein riesiger Weihnachtsbaum. Oh du heilige Scheiße…

Und auch auf San Cristóbal bekommt das Auge erst mal nen Weihnachtflash
Endlich angekommen

Die Unterkunftssuche gestaltet sich auch hier als völlig unkompliziert. Und ich bekomme wieder einen Preisnachlass auf das Zimmer, da ich nicht vorab über ein Buchungsportal reserviert habe. Den restlichen Tag latsche ich den Ort ab. Die Seelöwen hier sind der Hammer! Der ganze Strand an der Promenade liegt voll. Und was die für einen Lärm machen! Besonders die Jungen. Nach Sonnenuntergang dröhnt ihr Gebrüll durch die Straße.

Nachdem ich mir am Morgen in der Hostel-Küche ein Überlebens-Koffeeingetränk gebraut habe, begleitet mich Pepe zum Pier. Pepe ist mein Herbergs-Opa, unheimlich mitteilsam, total herzig und ganz arg kümmernd. Er hat Kontakte zu einer Agentur und könne mir einen Freundschaftsrabatt für eine Tour aushandeln, verrät er leise. Er schleppt mich in einen abgeranzten Laden und ich ergattere einen der letzten freien Plätze für die beliebte 360-Grad-Tour. Der Tagesausflug gehört zum absoluten Must-Do auf San Cristóbal und ist überall meist tagelang im Voraus ausgebucht.

San Cristóbal via Drahtesel

Nach einem sensationellen Frühstück (göttliche Pancakes, lauwarmes Birchermüsli mit frischen Früchten und Cappucchino) mit Meerblick, falle ich in den Fahrradverleih gegenüber ein. Miete einen Drahtesel für den halben Tag. Und zwar die „Klapper-Deluxe-Version“ in der edlen Sonderedition „Rostige Bremse“. Denn schlechte Bremsen hat’s gute und viel Luft in den Reifen hat’s wenig. Bevor ich mich auf den Sattel schwinge, bitte ich um eine Luftpumpe. Die zwei Señores vom Verleihamt pumpen minutenlang und fragen amüsiert, ob ich denn den spanischen, sehr populären Hit mit meinem Namen kenne. Auf meine Verneinung schmettern sie mir mitten auf der Gasse enthusiastisch ein persönliches Ständchen. Meine Freude über ihre Performance signalisiere ich durch munteres Mitgewackel und Honigkuchenpferdgrinsen. Singen können sie besser als pumpen, viel „luftiger“ sind die Reifen nicht geworden. Gutgelaunt schicken sie mich von Dannen, mit dem Argument, bei meinem Gewicht würde das reichen.

Mehr Schein als Sein. Es klappert, bremst nicht, hat kaum Luft in den Reifen

Playa Punta Carola, Tijeretas und der einsame Strand Baquerizo

Mit viel Bodenhaftung strampel ich zum Playa Punta Carola, kette das Rad an (der blanke Hohn, Fahrradschloss ist wertvoller als das Vehikel) und wandere zum Strand. Ungewohnt viel los hier. Seelöwen und Schnorchler vergnügen sich in den Fluten und im Sand. Ich laufe weiter hinauf zum Aussichtspunkt Tijeretas. Kein Wölkchen am Himmel, die Sonne brennt unerbittlich. Die Plattform belohnt mit einem gigantischen Blick auf die türkisfarbene Bucht und den weiten Pazifik.

Der Pfad zur Aussichtsplattform Tijeretas
Paradiesischer Blick auf die Bucht und die Schnorchler

Ich beobachte die Schnorchler im Wasser und bekomme eine Vorahnung auf den legendären Kicker Rock in der Ferne. Wegen des enormen Hai-Aufgebotes ist er DIE Anlaufstelle aller Taucher. Von Tijeretas führt der Weg weiter durch eine völlig bizarre Landschaft. Die Kontraste der weißgrauen trockenen Bäume, schwarzen Lavafelsen und dem tiefblauen Himmel ist einfach phantastisch.

Als Weg kaum erkennbar, doch es gibt immer wieder Wegweiser

Eine knappe Stunde folge ich der steilen Sandpiste bergab und balanciere weiter über große Steine bis zum entlegenen Strand Baquerizo. Kein Mensch unterwegs. Nur eine einsame Katze kommt miauend auf mich zu. Wo kommt die denn her? Den gleichen Weg geht es wieder zurück, rund sechs Kilometer insgesamt.

Der einsame Strand Baquerizo

Danach radel ich zum „Centro de Interpretaciones“. Einem Museum über die Entstehung und politische Geschichte des Archipels, Erläuterungen, wie die ersten Tiere auf die Inseln kamen und sich Galápagos sowie die Bevölkerung im Laufe der Jahre verändert haben. Auch hier ist der Eintritt frei, wie üblich registriert man sich am Eingang.

Nach dem Besuch klappere ich weiter. Positiv betrachtet ist ja zumindest alles was klappert noch am Fahrrad dran. Vorbei am Playa Mann mit kurzem Seelöwen-Staun-Stop, genieße ich den Sonnenuntergang am etwas abgelegenen weißen Sandstrand Loberia. Hier ist mächtig was geboten! Die Seelöwen-Hochburg. Mit ihrem Nachwuchs wälzen sie sich im Sand und spielen in den Fluten. Loberia ist ein sehr beliebter Badestrand und Publikumsmagnet. Entsprechend viele Zuschauer haben die drolligen Gesellen.

Der wohl bekannteste Strand auf San Cristóbal – Loberia

Bevor ich meinen fahrbaren Untersatz zurückbringe, buche ich sicherheitshalber schon mal die Fähre für übermorgen zurück nach Santa Cruz. Drei Nächte San Cristóbal reichen.

Radtour mit Wandkunst, hier der Léon Dormido (schlafender Löwe) oder auch Kicker Rock genannt. Beliebter Tauch-Spot wegen der vielen Haie

Spektakuläre 360-Grad-Tour

Nach 4 1/2 Stunden Schlaf startet der Tag mit Strom- und Wasserausfall. Der arme Pepe ist völlig aufgelöst und schleppt mir mit vielen Entschuldigungen einen Eimer Wasser zum Waschen und Zähneputzen an. Alles kein Drama, versichere ich ihm lachend. Er lässt es sich natürlich auch nicht nehmen, mich in aller Frühe runter zum Pier zu begleiten. Und er ist ja so redefreudig. Man muss ihn einfach gern haben.

Kurz nach 7 Uhr stehe ich also schon wieder in dem dubiosen Laden, in dem ich tags zuvor die 360-Grad-Tour gebucht und am späten Abend noch das Schnorchelequipment anprobiert habe. Taucherbrille und Schnorchel waren völlig verstaubt, der Wetsuit total verschlissen… Jetzt bin ich verdammt gespannt, was das da auf mich zukommt.

Es geht einmal mit dem Boot um die Insel. An mehreren Top-Spots wird zum Schnorcheln gehalten. Einer dieser Top-Spots ist ein Hai-Hotspot mit Riff- und Hammerhaien. Hai-end quasi. Will ich das wirklich?!

Viele Stunden später:
AAAAAAAAAAHHHHHHHHH!!!!!!!!!!! Bin immer noch komplett am eskalieren!!!!

Ernsthaft, das Schnorcheln bei Los Tuneles war Kindergeburtstag! Sozusagen die Feuertaufe für den heutigen krassen Scheiß! Ich stehe psychisch und physisch – und überhaupt – völlig neben mir! Aber der Reihe nach.

Um 7:30 Uhr legt der Kotz-Kutter am Pier ab und ich versichere euch, der Name ist Programm. Abwechselnd sehen sich zwei Jungs unserer zehnköpfigen Gruppe die Fluten aus allernächster Nähe an. Yepp, das kennt man ja bereits. Ich bin unterdessen gechillt auf’m Seepillen-Trip, oder wie ich es nenne, mit „Galápagos-Frühstück“ intus. Den Jungs reiche ich auch welche rüber und verspreche: „In 20 Minuten ist eure Welt wieder in Ordnung.“

Erster Stop – Rosa Blanca Bay

Wet landing in der Rosa Blanca Bay. Das bedeutet, Schuhe aus, vom Boot ins hüfthohe Wasser springen und bis zum Strand laufen. Noch niemals in meinem Leben habe ich solch einen schneeweißen Sandstrand gesehen! Es ist so grell, dass es in den Augen brennt.

Andres, unser crazy Guide, läuft voran. Wir folgen ihm karawanenartig über einen steinigen Pfad bis zu einer Art Fels-Bassin, in dem sich Wasser gesammelt hat. Sobald Ebbe ist, trennt sich dieser Teil für einen gewissen Zeitraum vom Pazifik ab. Das Spektakuläre daran ist allerdings, dass dieser glasklare, natürliche Pool voller Haie (Haischutzzone) ist. Erst wenn der Meeresspiegel wieder hoch genug ist, kommen sie aus ihrem temporären Gefängnis. Fassungslos starren wir in dem Bassin unter uns auf die Haie, während eine Schildkröte ihre Kreise über ihnen zieht. Es ist unglaublich.

Ein kleines Bassin voller Haie, das sich bei tiefem Wasserstand vom Meer abspaltet

Die angrenzende Bucht – derzeit wegen dem tiefen Wasserstand noch vom Hai-Pool getrennt – gehört nicht mehr zur Haischutzzone. Andres verkündet, hier wird geschnorchelt. Zur Begrüßung schwimmt auch prompt ein kleiner Hai vorbei. Da bin ich inzwischen relativ schmerzfrei. Wahrscheinlich machen die vielen Reisetabletten auf Dauer die Birne buttrig… Schwimmflossen an die Latschen, Brille auf die Glubscher, Salzwasser-Schnorcheldesinfektion (würg) und den Astralkörper in die karibische Brühe versenken.

Hmmm… wieso läuft denn da Wasser in meine Taucherbrille?! Das blöde Ding hat einen Riss an der Seite! Wirklich wundern tut’s mich nicht. Der Uralt-Krempel dieses schmierigen Tourenvermittlers (dessen Hüftgezwicke und Fragerunde über meinen Beziehungsstatus in Deutschland und auf Galápagos ich heute früh gepflegt im Keim erstickte) besteht keine Tauchtauglichkeitsprüfung mehr. Crazy Andres hilft mir mit seiner Brille aus, klasse Typ. Unter dem mexikanischen Schutz eines Mit-Abenteuerers, lasse ich mich ermutigen, zum Hai zu schnorcheln und ihn kurz aus der Nähe zu betrachten.

Wizard Hill, Punta Pitt und Sardine Bay

Nach dem Schnorchelstop düsen wir mit ordentlich Tempo irgendwo im Nirgendwo vorbei an Cerro Brujo, dem Wizard Hill und der Insel Punta Pitt.

Felskanal bei Cerro Brujo

Zweiter Stop: Die Sardine Bay. Zwei Buchten, die an Sanddünen liegen und farblich einen wunderschönen Kontrast zum Meer und den grünen Pflanzen bilden. Auch dieses kleine Eiland darf nicht überall betreten werden. Dort, wo die Pflanzen zu wachsen beginnen, ist Schluss mit Gelatsche.

Wunderschön und menschenleer – die Sardine Bay

An einem Schrein aus einem vertrocknetem Kugelfisch und Schildkrötenskeletten klärt uns Andres über die Tiere und das Naturreservat auf, auf dem wir uns gerade befinden. So verrückt wie er ist, so unbestreitbar stark verbunden ist er auch mit den Lebewesen seiner traumhaften Heimat.

Was das Meer zurücklässt

Mittagspause. In der flachen Bucht tobt verspielt ein Seelöwnbaby zwischen unseren Beinen im Meer umher. Wir haben viel Zeit zum Schnorcheln, eine willkommene Erfischung in der glühenden Sonne und der Affenhitze, denn Schatten sucht man hier vergebens. Das Wasser ist kristallklar, man fühlt sich wie in einem großen Aquarium, bei all den bunten Fischen.

Seelöwenbaby, ganz müde vom vielen Spielen im Wasser
Gestrandet in der Sardine Bay, Zeit zum Chillen und Schnorcheln

Hai-Life am Kicker Rock (Léon Dormido)

Weiter zum großen Finale, dem Kicker Rock. Oder Léon Dormido, wie er auch genannt wird, was „schlafender Löwe“ bedeutet. Hierhin zieht es alle passionierten Taucher, denn hier gibt es die meiste Hai-Vielfalt.

Als die beiden immensen Felsen vor uns aufragen, bleibt mir die Spucke weg. Rund 150 Meter Gestein, getrennt durch einen Kanal. Die hohen Wellen brechen sich an den Wänden, das Wasser ist stockdunkel und tief. Sehr tief.

Andres grinst uns aus seinem Ganzkörper-Neopren abenteuerlustig an und spult ein kurzes Briefing ab: Es wird nichts angefasst. Alle Tiere sind tabu. Bloß von den Felswänden fernhalten und immer Achtung wegen der Brandung und der Strömung. Da das Boot nicht durch den Tunnel kommt, tuckert es außenrum und wartet auf der anderen Seite. Wer zu sehr friert oder keine Kraft mehr hat, kann jederzeit zum Boot schwimmen, die Leiter hängt draußen. Mit jedem Satz wird mir elendiger. Ich starre in den undefinierbaren Abgrund unter dem Boot und grusel mich fürchterlich.

Mächtige Felswände umsäumen den Kanal des Kicker Rock

Lasst mich an dieser Stelle kurz ein paar treffende Zeilen zitieren, die ich zum Kicker Rock fand: „Der Schwierigkeitsgrad beim Schnorcheln oder Tauchen ist mäßig bis anstrengend, da von einem Boot aus durch einen tiefen natürlichen Kanal zwischen den Felsen im offenen Wasser geschnorchelt wird. Die Strömungen in Kicker Rock sind stark und normalerweise kalt, aber die Meereswunder sind es absolut wert.“

Damit ist alles gesagt. Der guten Ordnung halber wiederhole ich, dass ich ein ultraübles Wasser-Weichei mit extremst ausgeprägtem Kältesensor bin. Die innere Stimme dudelt das „Ich kann da nicht rein“-Mantra in Dauerschleife. Das Hirn, kurz vorm geistigen Burnout, rödelt „Offene See, tiefes Wasser, KALT, vom Boot weg in den Kanal schwimmen?! KAHALT! Ach so, da sind verflucht noch mal H A I E !!!!“

Da mir Andres‘ Crew eine intakte Taucherbrille zur Verfügung gestellt hat, fällt zumindest die Ausrüstungsausrede flach. Keinen blassen Schimmer, wie ich die Horrorszenarien im Kopf, die Angst im Bauch und die Stimme im Ohr ausblende. Offensichtlich hat aber jemand den Vorschlaghammer auf meinen Not-Aus-Schalter draufgedonnert, denn in dem Moment platsche ich ins Wasser und tauche in die Finsternis ein. Übrigens ist am Kopf das Wasser noch viel kälter.

Als ich realisiere, dass ich mich im grenzenlosen, blauen Nichts befinde, geht mir sowas von der Arsch auf Grundeis! Holla die Enten. Ich hefte mich an Andres Flossen, der mit entspannter Geste „alles okay“ zeigt. Wenn ich schon gefressen werde, dann zumindest unter erfahrener Aufsicht.

Von der unendlichen blauen Tiefe verschlungen

Entsetzt gaffe ich ihm nach, wie er einfach abtaucht. Könnte man unter Wasser heulen, ich würde vermutlich den Meeresspiegel um einige Meter ansteigen lassen. Der Schockzustand wechselt sich mit Frostschüben, Aufregung, Neugierde, Abenteuerlust und Angst ab.

Einige Minuten später befinden wir uns mitten in dem Kanal. Zur rechten und linken Seite steigen die grauen, bedrohlichen Wände des Kicker Rock in die Höhe, unter mir kann ich rein gar nichts sehen, das Boot ist ebenfalls außer Sichtweite. „Bitte behalt jetzt die Nerven“, flehe ich innerlich und schnorchele weiter Andres hinterher. Während es vorher rund 35 Meter hinab ging, ist es im Kanal nur noch etwa 19 Meter tief. Endlich nimmt die undefinierbare blaue Masse Formen an, ich kann bis auf den Grund sehen.

Ich zucke zusammen, als ein Schatten an mir vorbeizischt. Uff, nur ein Seelöwe! Vor mir fliegt eine Schildkröte. Und dann sehe ich, dass ich umgeben bin von Schildkröten und Fischschwärmen. Völlig fasziniert gucke ich mich nach unserem Guide um. Er deutet unter sich. Der erste Hai… Andres taucht ab und ihm gemächlich hinterher.

Am Kicker Rock wimmelt es nur so von Haien

Ich komme kaum dazu, über das fehlende Boot nachzugrübeln. Oder über die anstrengende Strömung und den mächtigen Wellengang im Kanal, der den Körper permanent auf- und abschaukelt. Auf dem Meeresgrund ruhen weitere Riffhaie, einzelne Weiß- und Grauspitzenhaie schwimmen anmutig vorbei. Ich friere abartig, Hände und Füße sind eiskalt. Wir kämpfen uns mit den Wellen durch den Kanal. Auf der anderen Seite wartet unser Boot. Nach über einer Stunde Adrenalin-Ekstase verfrachten wir unsere ausgekühlten Körper bibbernd hinein. Nie zuvor habe ich mit solcher Erleichterung und Freude ein Boot bestiegen.

Überlebt! Vollgepumpt mit Adrenalin und Endorphinen

DAS war mit Abstand eines meiner heftigsten, gruseligsten, unberechenbarsten aber auch atemberaubendsten und faszinierenden Erlebnisse! Vollgepumpt mit Endorphinen schippern wir kurz nach 17 Uhr in den Hafen von San Cristóbal.

Das muss erst mal verarbeitet werden. Ich drehe noch eine Laufrunde, dusche das mehrschichtige Salzwasser ab und ziehe am Abend gemeinsam mit Ecuadorianer Raphael los. Er kommt aus Quito und ist bei mir in der Unterkunft. Auch er war heute am Kicker Rock – allerdings zum Tauchen – und ist noch immer völlig begeistert. Als er mir seine Videos zeigt, ich bin sprachlos! Der gleiche Spot, es wimmelt nur so von Haien. Als ich die großen Hammerhaie sehe, bin ich dankbar, dass ich die nicht in Flossennähe hatte! Die Viecher sind mir echt unheimlich.

Uff…  Zurück im Hostel bleiben mir noch rund fünf Stunden, bis der Wecker schon wieder klingelt. Ist Reisen anstrengend, hahaha. Zur Abwechslung steht morgen mal wieder ne Fährfahrt an. Das notwendige Übel, um zurück nach Santa Cruz zu kommen.

Dort brechen dann tatsächlich die letzten Tage an. Ich kann den Gedanken nicht leiden..

Galápagos-Life

(Teil 15 folgt)

Was war eur beeindruckendstes Tier-Erlebnis? Oder bei welchem eurer Abenteuer war die Neugierde größer als die Angst? Wobei musstet ihr euch selbst in den Hintern treten und über euren Schatten springen? Bereut ihr vielleicht sogar, die Chance auf ein Abenteuer nicht genutzt zu haben? In den Kommentaren könnt ihr gern davon erzählen, oder ihr schreibt mir. Ich freu mich 🙂

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GALÁPAGOS / ECUADOR – 34 TAGE ABENTEUER HOCHDOSIERT, BITTE!

Teil 13: Paradies in Seepferdchen-Form

Von Santa Cruz nach Isabela und zurück

9. – 13. Dezember 2019

Latscht man um 5:50 Uhr mit rund 12 Kilo Gepäck auf dem Rücken zum Pier und das Frühstück besteht aus Tabletten gegen Seekrankheit, dann ersetzt man das Wort Urlaub ganz schnell durch die treffendere Bezeichnung Reisen. Logisch, dass die Nacht wieder verdammt kurz war, ich strecke die Tage (und Abende) bis zum Ultimo, könnte ja was verpassen!

Als ich im Morgengrauen meinen Buchungsbeleg an der Fähre vorzeige, blicke ich in fragende Gesichter. Offensichtlich stehe ich nicht auf der Liste. Somit gibt es auch keinen Zutritt auf den Kübel-Kutter. Da ist man hier sehr bürokratisch. Das ist jetzt aber doof, denke ich und erkläre mit spärlichem Spanisch, die Agentur habe mich doch telefonisch angemeldet, was ich gehört und mir schließlich schwarz auf weiß bestätigt wurde. Mit einem Wink wird mein Geplapper abgewürgt, der Security-Chef beginnt hektisch zu telefonieren. Skeptisch beäugt er mich, brabbelt furchtbar schnell ins Telefon, wirft mir einen weiteren seltsamen Blick zu und wendet sich ab. Ist ja nicht so, als würd ich auch nur ein Wort verstehen… diese Geheimniskrämerei irritiert mich. Leicht beunruhigt frage ich nach. Spanische Brocken werden mir entgegen katapultiert, yo no comprendo nada. Man dreht mir den Rücken zu, weitere verschwörerische Telefonate. Ich linse auf die Anmeldeliste und finde meinen Namen. Aha! Aber wenn ich doch draufstehe, warum dann diese Panik?! Jetzt werde ich unentspannt, die Vorstellung hier stinkt zum Himmel. Zwei Männer in offizieller Dienstkleidung kommen hinzu. Moment mal, haben die jetzt ernsthaft die Polizei gerufen?! Der Telefonmann wedelt mit meinem Reservierungswisch herum, in meinem Hirn laufen üble Szenarien von mir hinter schwedischen – ääh spanischen – Gardinen ab. Ich kralle mir einen Hombre, der aussieht, als hätte er was zu melden und frage, ob er Englisch spricht. Yes he can, halleluja! Ich frage ihn, wo das Problem liege und warum nun auch noch die Polizei da steht. Er beruhigt mich, das sei bloß die Seewache und sie bräuchten lediglich eine Gegenbestätigung, ich solle einfach warten, alles sei in Ordnung. Geduldig warten, gut, eine meiner bestechendsten Eigenschaften – NICHT!

Nach weiteren Telefonaten und erneutem Check der Anmeldeliste erspäht Telefonmann plötzlich doch meinen Namen. Seine Laune wechselt von ernst in fröhlich und wie auf Knopfdruck ist alles dufte! Das Problem war, dass auf seiner Liste „nur“ mein voller Name, aber nicht meine Passnummer eingetragen ist. Ohne Worte. Übrigens ist seine Liste maximal eine halbe Seite lang und besteht aus gerade einmal 16 Namen. Ist also nicht so, als hätte er viele Seiten durchblättern müssen, um meinen Namen zu finden. Er zog dennoch endlose Telefonate vor. Nach gut gelaunten Entschuldigungen hängt er mir meinen Kutter-Pass um den Hals.

Erleichtert schweift mein Blick über den Pier. Könnt jetzt losgehen. Moment mal, die beiden Gesichter da kenne ich doch. Es rattert im Oberstübchen, das sind Marylin und Martin! Die beiden waren mit mir vier Tage im Cuyabeno Reservat, im tiefsten Dschungel von Ecuador. Die Welt ist ein Dorf, da treffen wir uns auf Galápagos wieder!

Punkt 6:30 Uhr geht’s aufs Wasser. Zuvor werden alle Gepäckstücke auf verbotene Lebensmittel und derlei geprüft und anschließend versiegelt. Auch die Wanderschuhe werden auf saubere Sohlen kontrolliert.

Ein Taxiboot tuckert die Passagiere für 50 Cent zur Fähre. Dann geht die Luzzie ab! All meine Befürchtungen werden übertroffen! Ohne Reisetabletten hätte ich die Fahrt nicht überlebt! Zwei Stunden fetzt das Schnellboot über den Pazifik, der mächtig derbe Schlaglöcher hat! Diejenigen, die sich ebenfalls Käpt’n Blaubär-Medikamente reingeföhnt haben, erkennt man daran, dass sie willenlos rumhängen, den Kopf auf der Schulter des Sitznachbarn und trotz rabiaten Umständen gepflegt schlafen. So kommt man zumindest mit blauen Flecken davon und kübelt sich nicht zusätzlich die Seele aus dem Leib. Was auf den Booten durchaus zum „guten Ton“ gehört!

Bienvenido a Isabela

Land in Sicht!!! Der Horror hat ein Ende. Was die Taxifahrten in Ecuador sind, scheinen die Fährfahrten auf Galápagos zu sein. Nur mit deutlich mehr „Brech-Potenzial“. Getreu dem Motto: Übergeben ist seliger denn nehmen! Na, da behalte ich doch lieber. Nämlich den Inhalt in mir drin! Und genommen werden bloß die Zauberpillen.

Bevor ich von dem Speed-Kutter ins Taxiboot (1 Dollar) flüchte, checke ich unauffällig die Schulter meines österreichischen Sitznachbarn auf Speichelpfützen. Sieht trocken aus, habe ihn nicht eingesabbert, während es mich kurzzeitig komatös dahingerafft hat. Die Kombi „Reisetablette statt Kaffee“ hat meinen Körper von der Notwendigkeit entbunden, weiterhin den Aktivitätsmodus aufrechtzuerhalten. Um 9:20 Uhr betrete ich erleichtert festen Boden. Am Pier zahlt man erst mal 10 Dollar Nationalpark-Eintritt und trifft sofort auf die Seelöwen und Leguane.

Empfangskomitee auf Isabela
Seite an Seite wird gepflegt gechillt
Ein alter Kahn nahe des Piers

Ich schultere meinen Rucksack, öffne „mapsme“ auf dem Handy und trabe los. Die Hostels suchen, die ich gestern bereits selektiert habe. Gut einen Kilometer ist das gemütliche Zentrum Puerto Villamil entfernt. Auf Galápagos lohnt es sich wirklich, die Unterkünfte nicht im Voraus zu buchen. Der Steueranteil, den man (und auch die Hostelbetreiber) auf diese Weise spart, ist nicht unerheblich. Auf meiner ganzen Reise habe ich nie Probleme, eine passable freie Unterkunft zu finden.

Diesmal bekomme ich ein riesiges Zimmer mit vier großen Betten, geräumigem Badezimmer mit ausladender Warmwasserdusche und Kühlschrank, für schlappe 20 Dollar pro Nacht.

Jetzt werde ich erst mal ein nicht aus der Apotheke stammendes Frühstück einfahren und den Koffeein-Defizitpegel korrekt justieren. Der angebrochene Tag (lustiges Wortspiel in Verbindung mit dem Kotzkutter) wird genutzt, einen Überblick über die Insel zu bekommen und Touren für die nächsten Tage zu buchen.

Isabela hat wunderschöne, menschenleere Strände

Kein Zurück mehr

Es fing alles so harmlos an… Um 7:30 Uhr aufstehen, ums Eck einen Kaffee schlabbern, paar Lebensmittel einkaufen und flott ’ne sechs Kilometer Laufrunde. Hier gibt es zu sehr quirligen Seelöwen und Leguanen auch noch Flamingos.

Jede Bank auf Isabela ist von Seelöwen belagert
In der Laguna Salinas tummeln sich unzählige Leguane und Flamingos

Ich mache mir im Hostel ein kleines Frühstück und laufe zur benachbarten Agentur, in der ich gestern nachmittag zwei Ausflüge gebucht habe. Schwimmflossen und Wetsuit anprobieren, die Truppe kennenlernen und ab geht es zum Boot.

In weiser Voraussicht werfe ich mir eine Reisetablette ein! Heute erfahre ich, WAS Seegang ist. Die gestrige Fahrt kommt mir wie jetzt wie eine Tretboot-Tour vor. Unser Käptn rotzt so dermaßen übers Wasser, dass ich den zweiten Kaffee bereue. Ich kann gar nicht hinsehen. Macht alles doppelt schlimm. Mein Sitznachbar erkundigt sich, nicht ganz ohne Sorge, nach meinem Befinden. Ich versichere ihm, er habe nichts zu befürchten. Schicksalsergeben recke ich die Nase in den Wind, fokussiere die Gedanken und kneife die Arschbacken zusammen. Aus der Nummer komm ich jetzt nicht mehr raus.

Irgendwann hält das Boot mitten auf dem Meer an. Es schaukelt so abartig hin und her, dass man fast nicht stehen kann. Ich schiele vorsichtig über das Meer und sehe eine große Flosse. „HAI“, rufe ich. Die Heinz Sielmann-Auszeichnung gibt es dafür nicht, handelt sich nämlich um einen riesigen Manta. Zwei sogar. Sie schwimmen unter unserem Boot hindurch, drehen ihre weiße Unterseite nach oben und in dem Moment erkennen wir ihr enormes Ausmaß. Pablo, unser Guide, schätzt sie auf vier Meter und macht Unterwasseraufnahmen.

Bei genauem Hinsehen kann man im Wasser die dunkle Silhoutte des Mantas erkennen
Zwei riesige Tiere schweben um unser Boot herum

Mit hoher Geschwindigkeit scheppern wir weiter zum Black Rock. Ein bizarrer Felsen, der einfach so mitten aus dem Pazifik ragt und als Ruheplatz für Seelöwen, kleine Pinguine und Vögel dient. Wir wackeln in unserer Schüssel einmal drumherum.

Black Rock mitten auf hoher See

Los Túneles und die Blaufußtölpel

Nach gut 45 Minuten erreichen wir Los Túneles, die bizarre Lavafelslandschaft, die vom Vulkan da einfach so hingespuckt wurde. Wunderschön! Langsam tuckern wir durch die steinernen Kanäle, vorbei an Felsbrücken, die sich über das kristallklare, seichte Wasser schwingen. Auf den kargen Böden wachsen Kakteen, Seelöwen liegenin der Sonne.

Los Túneles

Nach einem leckeren Lunch auf dem Boot machen wir eine kleine Wanderung auf dem Lavagestein. Pedro zeigt uns Nester des so beliebten Vogels, dem Blaufußtölpel. Oder wie man ihn hier nennt „Blue footed boobie.“ Begeistert beobachten wir die Tölpel beim Brüten ihrer Eier und zusammen mit ihrem flauschigen Nachwuchs.

Blue footed boobie mit 6 Monate alten Jungvögeln

Die Boobies sind wirklich zu ulkig, nicht nur wegen ihren blauen Füßen. Die haben sie übrigens, weil sie Shrimps fressen. Tun sie das nicht, verlieren ihre Patschen die Blaufärbung und werden weiß. Ihre Artgenossen, die Rotfußtölpel, futtern sich ihre roten Treter durch Calamari an.

Zweimal jährlich, im April und September, ist Paarungszeit bei den Tölpeln. Die Männchen tanzen für die Weibchen und zeigen dabei ihre blauen Mauken, um damit die Chicas zu beeindrucken. Die finden das auch ganz fesch und tanzen mit, will heißen, „geht klar, in dein Nest oder meins?“

Wirf die Angst über Bord und spring über deinen Schatten

Nach der kleinen Wanderung geht es ein weiteres Mal mit ordentlich Karacho über die Wellen.
Irgendwo im Nirgendwo halten wir. Ich schieße mich in den Neopren, Flossen an die Treter, Maske auf. Jetzt wird’s ernst. Pablo erklärt ein paar Regeln und sagt an, dass wir jetzt einfach vom Boot ins Wasser hüpfen. Öhmm, Augenblick… hä? Wie, hüpfen?! Das geht nicht, ich bin Hochleistungs-Wasserweichei! Also im Schwimmbad (wo ich mich quasi nie aufhalte – genauso wenig wie in Badeseen) begebe ich mich maximal in Zeitlupentempo ins Wasser. So durchschnittlich drei Zentimeter Körper pro Minute, außer wenn es sehr kalt ist, dann gar nicht.

Habe ich tatsächlich dafür bezahlt, mitten im arschkalten Pazifik – wo alles mögliche und unmögliche Getier schwimmt – zu planschen?? Jetzt dämmert mir, das hier ist ne Nummer zu groß. Klassische Größenwahn-Selbstüberschätzung!
Ich kann nicht in diese dunkle Brühe springen und vom Boot wegschwimmen, hier in der gefühlten Arktis. Ich suche nach Eisschollen. Als nächstes registriere ich, dass bereits die ganze Truppe im Wasser ist, nur ich erstarrt im Boot klebe.

Schnorchelausflug bei Haien


Einer der Crew versteht meine Not und redet beruhigend auf mich ein. Verstehe zwar nur spanisch, aber er guckt mir so eindringlich in die Augen, dass ich mich fasse. Tief atmend hocke ich auf dem Rand des Bootes. „Pienz net und schaff den Kadaver ins Wasser“, pushe ich mich. Wie eine Ertrinkende klammere ich mich an die Hand, die mir der Skipper hinstreckt und… springe. Schnappatmung! Scheiße ist das kalt! Noch immer hält er meine Hand und nickt zuversichtlich, während ich hektisch durch den Schnorchel röchel. Ich lasse los und schwimme zur Gruppe. Der Schnorchel verstärkt die Lautstärke meiner eigenen Atemgeräusche, klingt unheimlich, wie in einem schäbigen Horrorfilm.

Die Psychostimme funkt mal wieder rein: „Guck maaaal, das Boot ist voll weit weg. Sau kalt, die Brühe. Übrigens ist es unter dir brutal dunkel. Kannste gar nicht sehen was da so rumschwimmt. Du gehörst nicht ins Wasser, du solltest an den Felsen bleiben und klettern!“ Ich tauche unter, die Stimme ist abgesoffen. Hefte mich dicht an die Flossen von Pablo und der letzte Rest Angst weicht Euphorie und Neugierde. Und dann schwimmt plötzlich ein Hai unter mir durch. Er hat in etwa meine Größe. Panik? Nö, im Gegenteil. Ich quietsche in den Schnorchel vor Freude! Wie krank ist mein Kopf, dass ich das jetzt einfach nur gigantisch finde?!

Und dann taucht der erste Hai auf…

Die Schnorcheltour ist für mich eines meiner krassesten Erlebnisse. Wir schwimmen zusammen mit Riesenschildkröten, die seelenruhig ganz nah vor uns durchs Wasser schweben. Die Unterwasserwelt hält einiges parat. Drei Manta-Rochen gleiten an uns vorbei, wir finden Seepferdchen, große bunte Fische und kleinere Haie.

Erlebnisreiche Unterwasserwelt
Auch die Mantas lassen sich nicht von uns stören

Pablo will mit uns auf Hai-Suche gehen. Er bringt uns zu Höhlen, in denen sie sich aufhalten. Da man im Neopren kaum untertauchen kann, drückt uns Pablo der Reihe nach für einige Sekunden unter Wasser, so dass wir in die Höhle gucken und die Haie sehen können. Das ist der absolute Wahnsinn und ein wenig gruselig. Zumal das Wasser sehr trüb und grünlich ist. Manchmal kann man kaum etwas sehen und paddelt förmlich ins Ungewisse, da geht mir ordentlich die Düse.

Gruseliger Blick in die Hai-Höhle

Nach gut einer Stunde steigen wir zähneklappernd und durchgefroren ins Boot. Von der Crew bekommen wir eine Süßwasserdusche aus dem Schlauch, ein Badetuch und warmen Tee. Die Rückfahrt fühlt sich viel besser an.

Um 17 Uhr sind wir wieder am Pier. War das krass!
Ich kann es nicht fassen, dass ich meinen persönlichen Horror überwunden und sogar Spaß dran hatte! Mir tut die ganze Kauleiste weh. Habe mich vermutlich wie eine Geisteskranke in den Schnorchel festgebissen.

Ein neuer Tag, ein neues Abenteuer

Hmpf… kurze Nacht mit viel Träumerei. Das nennt man wohl Erlebnisverarbeitung.

6:25 Uhr. Schneller Koffeeinkick während ich mich fertig mache. Heute gibt es eine Trekkingtour, als Kontrastprogramm zu Wellen und Wasser.

Isabela, die auf der Landkarte die Form eines Seepferdchens hat, ist so toll, dass ich kurzerhand meinen Besuch auf 4 Nächte verlängere. Lieber eine Nacht weniger in Santa Cruz. Was mir so gut gefällt, ist die Echtheit und das karibische Flair. Es ist viel weniger touristisch als Santa Cruz. Dabei ist Isabela mit einer Fläche von 4.588 km² die Größte der Inseln. Im Norden gibt es die Vulkane Wolf und Darwin, in der Mitte den Volcán Alcedo und im Süden die Vulkane Cerro Azul und Sierra Negra. Alle sind aktiv.

Isabela, das Seepferd ist die größte der Inseln im Archipel

Die Besteigung des Volcán Sierra Negra und Chico

Als Vulkanliebhaber gehört eine Besteigung natürlich zum Pflichtprogramm.

Kurz nach 7 Uhr sammelt mich der Bus am Hostel auf. Nachdem die Gruppe vollständig ist, geht es rund 25 Kilometer ins Hinterland Santo Tomás, zum Volcán Sierra Negra (1.124 m) und seinem kleineren Bruder Chico. Tiffany, unser Guide, verteilt Lunchpakete an alle bevor wir aussteigen. Draußen ist es neblig-feucht, es nieselt. Meer und Strand sind einer Nebelwald-Atmosphäre gewichen. Kontrastreicher könnte es nicht sein.

Auf dem Weg zum Volcán Sierra Negra

In zügigem Tempo folgen wir Tiffany die braune Sandpiste hinauf. Vorbei an Farnen und Flechten, Bäumen und allerlei Grünzeugs steigen wir bis zum Kraterrand auf 1.000 Metern. Ein gigantischer Anblick. Mit seinem Durchmesser von ca. 10,5 Kilometern ist er der zweitgrößte Vulkan der Erde. Ich bin schon auf einigen Vulkanen dieser Erde gewandert, aber dieser gehört wirklich zu den Schönsten. Nebelwolken ziehen in den Krater. Tiffany erklärt uns die unterschiedlichen Farbtöne der Lava, an denen man deutlich die neueste Schicht des Ausbruchs von 1997 erkennen kann. Mit Schaubildern steht sie vor dem Krater und informiert uns über die Ausbrüche und die letzte Eruption in 2018.

Die fast 11 KM breite Caldera des Sierra Negra
Guide Tiffany erzählt über die Vulkane der Insel

Je weiter wir kommen, desto trockener und wärmer wird es. An Sträuchern hängen reife Guabas. „Probiert sie mal“, schlägt Tiffany vor. Während wir die kleinen süßen Früchte knabbern, erzählt sie von der Sage, wer die Guaba vom Baum pflückt und isst, bleibe für immer auf Galápagos. Meine Augen funkeln. Sicherheitshalber schieb ich eine weitere hinterher. „Und? Für welche der Inseln hast du dich entschieden?“ fragt Tiffany lachend.

Guaba-Frucht; es heißt, wer sie isst, bleibt für immer auf Galápagos

Am Horizont zeichnet sich das Meer ab. Von der Anhöhe aus sind der Volcán Ecuador, die Insel Fernandina, der Volcán Darwin und die Ausläufer von Isabela erkennbar.

10 Uhr, die Bäuche knurren – Frühstückspause! Die vegetarischen Bedürfnisse wurden berücksichtigt, stelle ich beim Blick auf das mit Käse, Tomaten und Salat belegte Brötchen freudig fest. Darüber hinaus hält die Wundertüte Banane, Schokoriegel, Säftchen und eine vorgeschälte Apfelsine parat. Tiffany bittet, die Kerne nicht auszuspucken, sondern wieder einzupacken. Auch die bettelnden Vögel dürfen nicht gefüttert werden. Jeglicher organischer Abfall könnte zu einer Veränderung der endemischen Natur führen. Beeindruckend, dass überall auf Galápagos streng darauf geachtet wird, Flora und Fauna in ihrem Ursprung zu schützen. Hier beugt man sich glücklicherweise nur begrenzt dem Tourismus, der Erhalt der Naturreservate hat oberste Priorität. Das Konzept ist simpel aber effektiv: Lediglich rund ein Drittel von Isabela darf betreten werden (Touren wie die heutige ausschließlich in Begleitung eines Naturguides). Im restlichen Naturschutzgebiet hat niemand etwas verloren. Nur wenige bestimmte Guides dürfen es betreten. Zu den Tieren ist immer ein gebührender Abstand einzuhalten. Sie werden weder gefüttert noch berührt. Die Einreiseerlaubnis von 100 Dollar und überhaupt die stolzen Preise auf den Inseln tragen ihr Übriges dazu bei, die Menschenmassen zu dezimieren.

Die Umgebung verändert sich kontinuierlich. Die grüne Fläche um den Sierra Negra und seinem kleinen Bruder Chico ist einer kargen Landschaft gewichen. Wir laufen weitere neun Kilometer über raues, rotbraun und schwarzes Lavagestein, vorbei an großen Kakteen.

Man fühlt sich auf einen anderen Planeten gebeamt

In der Caldera haben sich höhlenähnliche Löcher gebildet. „Steckt mal die Hand rein“, deutet Tiffany auf ein Loch. Die Luft darin ist ganz warm. Ewig lange Lavatunnel durchziehen das Vulkanareal. Die mineralische Farbpalette ist prächtig. Tiffany dreht einen schwarzen Lavastein in ihrer Hand. Er schimmert wunderschön tiefblau. Sie hält uns einen weiß und gelb gesprenkelten Stein hin. Magnesium- und Sulfurablagerungen.

Die Lavahöhlen ziehen sich endlos lang über das Vulkan-Areal

Als wir den Rückweg antreten, brennt die Sonne so heiß, dass die Luft flimmert. Sonnencreme und Kopfbedeckung sind unerlässlich. Selbst für die Einheimischen.
Verrückterweise schlägt es am Ende der Strecke binnen weniger Minuten wieder um in feuchtes, nebliges und kaltes Klima.

Knapp 17 Kilometer legen wir zurück. Eine echt abwechslungsreiche und lohnenswerte Wanderung, die ich jedem auf Isabela nur ans Herz legen kann.
Um 14 Uhr sind wir wieder in Puerto Villamil.

Wer so fleißig ist, hat auch Seelenbaumel-Programm verdient, denke ich, als ich durch den entspannten Ort schlendere. So verläuft der restliche Tag mit Leguane bestaunen, Seelöwen und Flamingos gucken, furchtbar leckeren Loco Coco zum Sonnenuntergang am Strand schlabbern, dabei barfuß im Sand graben und mich ganz irre viel über dieses Lebensglück-Gesamtpaket freuen. Es könnte durchaus beschissener sein.

Restaurants in der „Hauptstraße“ von Puerto Villamil
Wunderschöne, ruhige Abendstimmung am Meer

Wanderung „Muro de las Lágrimas“ – die Mauer der Tränen

Am Morgen stelle ich meine Anpassungsfähigkeit – oder nennt man das Kapitulation?! – unter Beweis. In der Hostelküche koche ich mit heißem Wasser, Milch und Höllen-Instantpulver mein Koffeeingebräu (yepp, richtig gelesen, ihr Kaffeeliebhaber da draußen) und trabe los. Tatsächlich ist der Himmel wolkenlos, das war bisher eher selten so. Und es ist drückend warm.

Auf der Wanderung „Muro de las Lágrimas“ komme ich mal wieder voll auf meine Kosten: Ich nehme jeden kleinen Abzweig rechts und links des Hauptweges und treffe auf Leguane, Flamingos, Seelöwen und Pelikane.

Wegbeschreibung der Wanderung Muro de las Lágrimas
Auch hier hängen überall die Leguane rum

Der Weg führt vorbei an Stränden und Leguan-Nistplätzen (Betreten verboten Schilder schützen diese Areale), großen Kakteenbäumen, Mangroven und zweigt zum Aussichtspunkt „Los Tunos“ und zum Lavatunnel „Túnel de Estero“ ab.

Farbenfroh und einfach toll
Los Tunos
Faszinierende Lavatunnel

Bei einem Seitengang stoße auf ein ganz besonderes Gewächs. Den Manchinelbaum, einer der giftigsten Bäume der Welt. Im spanischen nennt man ihn auch „Manzanilla de la muerte“, was soviel heißt wie „Äpfelchen des Todes“. Der Name ist Programm. Deshalb warnen Hinweisschilder vor dem botanischen Killer.

Schilder warnen vor den hochgiftigen Bäumen

Während der Verzehr seiner kleinen Äpfel für den Menschen tödlich sein und der Kontakt mit dem hochgiftigen Milchsaft (der bei Regen aus den Blättern tropft) starke Hautverätzungen und Augenreizungen hervorrufen kann, fressen Riesenschildkröten und einige Leguanarten mit Vorliebe seine Blätter und Früchte. Durch einen niedrigen Ast-Tunnel dieser Bäume komme ich überraschend an einer kleinen, versteckten Lagune raus. Ein Vorteil, wenn man die Tour läuft und nicht – wie viele der Leute – mit dem Fahrrad macht.

Der Majagua-Tunnel führt zu einer idyllischen Lagune

Es könnte gar nicht passender sein. Als ich das Schild „Camino de las Tortugas“ (Weg der Schildkröten) passiere, steht einige Meter vor mir auf dem sandigen Pfad ein eben solches Prachtexemplar. Die Schildkröte bleibt stehen und beäugt mich argwöhnisch. Als ich mich nähere, zieht sie langsam den Kopf an ihren großen Panzer. Ihr Blick klebt weiterhin an mir. Mit großem Abstand gehe ich staunend an ihr vorbei. Erst als ich aus ihrer vermeintlichen Gefahrenzone bin, lässt sie mich aus den Augen und schleicht weiter.

Riesenschildkröte auf dem Camino de las Tortugas

Nach achteinhalb Kilometern erreiche ich den Mirador Cerro Orchilla. Über Steinstufen geht es rauf zur Aussichtsplattform. Die trockenen, blattlosen Äste der weißen Bäume ringsum hängen voller Flechtenbüschel. Ein irrer Anblick. Tief beeindruckt und schwitzend stehe ich oben. Kein Mensch weit und breit. Unter mir dehnt sich die weitläufige Schönheit dieses Paradieses aus. Ein Fleck heile Welt. Und der perfekte Platz für eine Frühstückspause. Selig nage ich mein Käsebrötchen, genieße das 360-Grad-Panorama rundum. Der Bauch füllt sich, die Augen können sich nicht satt sehen.

Hinauf zum Mirador Cero Orchilla
Die Bäume hängen voller Flechten
Vom Mirador hat man einen grandiosen 360-Grad-Rundumblick

Bleibt nur noch die Frage zu klären, wo diese Tränenmauer ist… Um Freudentränen handelte es sich bei ihrer Errichtung allerdings nicht. Gefangene einer Strafkolonie wurden zu der leidvollen Arbeit gezwungen, die Lavasteine anzuschleppen und mühsam eine mehrere Meter hohe, breite Mauer um das Gefängnisgelände zu bauen. Viele Menschen ließen dabei ihr Leben. Inzwischen stehen nur noch Überreste dieser Mauer. Ein Mahnmal, in Gedenken an die Gefangenen (1946 – 1959), ihre Qualen und ihr Leid.

Von meinem Aussichtspunkt kann ich die Mauer nirgendwo erspähen. Noch immer ist auch rundum kein Mensch, den ich fragen könnte. Da ich nicht weiß, wie weit es noch zu der Tränenmauer ist (auch mit googlemaps werde ich nicht schlauer und zweifle an meiner örtlichen Richtigkeit), die ganze Strecke auch wieder zurückgelatscht werden muss und es brütend heiß ist, trete ich den Rückweg an.

Unterwegs treffe ich auf weitere Galápagosschildkröten. Aus dem Gebüsch am Wegesrand winkt mir plötzlich ein bekanntes Gesicht zu. Einer der Jungs, der mit mir auf dem Boot bei der „Los Túneles-Tour“ war. Flüsternd zeigt er auf den Tümpel unter sich. Eine Riesenschildkröte kriecht langsam zum Trinken in das grüne Wasser. Wir setzen uns auf den Boden und beobachten schweigend das imposante Geschöpf, bis es im Zeitlupentempo im Dickicht verschwunden ist.

Am frühen Nachmittag erreiche ich den Eingang des Parks. Jetzt muss ich doch mal einen Blick auf den Lageplan werfen. Oha, Mist! Die Mauer wäre ja unmittelbar nach dem Mirador gekommen. Gucke wohl etwas blöd aus der Wäsche, denn ein Herr neben mir spricht mich an. Ich erkläre meinen ärgerlichen Wander-Fauxpas. Er winkt ab, war gar nicht so spektakulär. Auf seinem Handy zeigt er mir seine Fotos der „Muro de las Lágrimas“, von der noch etwa hundert Meter übrig sind. Na gut, wirklich was verpasst habe ich nicht, lässt man mal außer Acht, dass dies das eigentliche Ziel meiner Tour war. Aber heute hat sich wieder mal bestätigt, der Weg ist das Ziel. Und der war definitiv grandios!

Den angebrochenen Tag nutze ich für einen Abstecher zur Aufzuchtstation für Riesenschildkröten (Centro de Crianza de Tortugas Gigantes). Hier werden Eier ausgebrütet, unterschiedliche Arten der Jungtiere großgezogen und ältere Tiere gepflegt. Wenn die Tiere soweit sind, werden sie in die Freiheit entlassen.

Gehege in der Aufzuchtstation Centro de Crianza de Tortugas Gigantes

18 Kilometer später bin ich im Hostel zurück.
Der müde Kadaver schreit nach Kaffee und ner lauwarmen Dusche, bevor ich zum Abend in einem der Restaurants um die Ecke die Füße hochlege.

Morgen klingelt der Wecker wieder zu einer absolut perversen Uhrzeit! Um 5:15 Uhr habe ich am Pier zu stehen. Dummerweise gibt es nur an ganz wenigen Tagen eine Direktverbindung von Isabela nach San Cristobal. Mir bleibt also bloß die mühsame und zeitintensive Variante über Santa Cruz, in der Hoffnung, dort ein Ticket für die spätere Fähre nach San Cristobal zu ergattern. Da sich der Tourismus stark in Grenzen hält, bin ich guter Dinge.

Ich könnte noch locker ein paar Tage auf Isabela dranhängen. Die Insel versprüht so viel karibischen Charme und Leichtigkeit, man kann sich nur pudelwohl fühlen. Aber gerade beim Reisen sind Abschiede unvermeidlich…

Keine Bank ohne Seelöwen
Leguane beherrschen die Galápagos-Inseln
Rote Klippenkrabbe

(Teil 14 folgt)

Wart ihr schon auf Galápagos? Welche der Inseln hat euch am besten gefallen? Welche Touren habt ihr so gemacht und wie waren eure Erfahrungen? Welches der Tiere hat euch am meisten fasziniert? Oder welcher Fleck auf der Erde hat euch ganz besonders berührt und warum?

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GALÁPAGOS / ECUADOR – 34 TAGE ABENTEUER HOCHDOSIERT, BITTE!

Teil 12: Gast in einer einzigartigen Tierwelt

Inseln Baltra und Santa Cruz

7. – 9. Dezember 2019

Fakt ist: Das Leben ist dazu da, es zu LEBEN. Träume zu verwirklichen. Den Alltag mit Nicht-Alltäglichem zu dekorieren. Momente zu sammeln, statt irgendwelchen Staubfängern für’s Regal. Das ist meine Lebensphilosophie. Dafür steht Mosaikteile. Jedes einzelne Mosaikteil deines Lebens ist ein Unikat. Es macht dich letzten Endes zu dem Menschen, der du bist.

Galápagos war, nein, ist (m)ein großer Lebenstraum. Einer der Pflichtpunkte auf der Löffelliste. Und obwohl ich bereits seit fast drei Wochen durch Ecuador ziehe, fühlt es sich völlig surreal an, im Flieger nach Baltra zu sitzen. Während des knapp zweistündigen Fluges schwirren so viele Bilder der bisherigen Reise durch meine Gedanken, dass der Kopf nicht hinterher kommt. So irre viele Eindrücke und Erlebnisse sind auf mich eingeprasselt, das verarbeitet man nicht so schnell. Wie soll das Hirn also bitte jetzt noch checken, dass sein dranhängender Mensch sich gleich auf Galápagos befindet?! Glücksgefühle und tiefe Dankbarkeit überrollen mich wie ein Tsunami, Tränen laufen. Na prima, im Flieger hocken und heulen, ernsthaft? Yepp, genau das. Es schwappt einfach über. Ungefragt. Was raus muss, muss raus. In Freudentränen-Form.

Das sind die Galápagos-Inseln? Ganz schön karg…

Hinzu kommt die Erleichterung, dass bisher alles so reibungslos lief. Hayde, meine neue ecuadorianische Freundin und mein Guide im Wanderbus nach Quilotoa, hat mich gestern über Whatsapp mit Info-Anweisungen zugeschüttet. Für ein souveränes Auftreten am Flughafen. Trug bei mir allerdings eher zur Verunsicherung bei, sollte die Einreise denn so kompliziert sein?

Die Sorgen sind unbegründet. Mit massig zeitlichem Puffer stehe ich um 8:30 Uhr am Flughafen von Guayaquil. Fein, organisier ich mir zuerst die benötigte Immigration Card (gleich den richtigen Schalter nehmen hätte sogar mehrmaliges Anstehen erspart). Für schlappe 25 Dollar gibt’s den Lappen, die offizielle Genehmigung des Government, auf Galápagos einzureisen.

Reisepass, Flugticket, offizielle Betretungserlaubnis, Kaffee – ich bin sowas von bereit!

Mein Gepäck tuckert durch den Bioscanner. Entgegen warnender Unkenrufe, keinerlei Plastiktüten mitzuführen, interessiert mein „illegaler Rucksackinhalt“ keine Socke. Zur besseren Ordnung sind nämlich meine Klamotten in eben diesen Umweltsünden verstaut. Die Schuhe sowieso. Sogar meine Wasserflasche, die ich täglich neu befülle, darf mit. Das Zeug wird nachhaltig genutzt, bis es auseinander fällt. Mein Rucksack wird verplombt.

Auf zum nächsten Schalter, Boardingpass greifen. Dann darf das Handgepäck Karussell fahren. Und die Wanderschuhe, denen ich in Socken durch den Scanner hinterher tippel.

Sensationelles Zeitmanagement! Bis zum Start in 40 Minuten, schlabber ich zufrieden einen Pott leckeren Cappucchino und schmilze im Terminal bei drückenden 27 Grad zu Weihnachtsbeschallung und unterhaltsamer Gesellschaft dahin. Wie es das Schicksal will, hab ich nämlich mal wieder genau die richtigen Leute angesabbelt. Ein sympathisches Paar aus Quebec, mit zwei kleinen Jungs, hat das gleiche Ziel. Nach der Landung auf Baltra und der Fährfahrt nach Santa Cruz, wartet dort ihr Privat-Taxi zum Zentrum Puerto Ayora. Ich passe auch noch mit rein und dürfe mit, versichern sie freundlich. Win-win-Situation für alle, ich zahle 10 Dollar statt 25 und die beiden sparen auch. Nebenbei kommen mir gute Ideen, wie man den Gewinn noch gewinnbringender (hochprozentiger) investieren kann…

Die kleine Maschine von LATAM landet um 12:30 Uhr auf Baltra. Seymour-Sur, wie sich Baltra einst nannte, war im zweiten Weltkrieg ein US-Luftwaffenstützpunkt und besitzt – neben der Insel San Cristóbal – einen Flughafen. Das war’s dann aber auch schon, mehr ist nicht. Ein paar dürre Pflanzen und Leguane und Darwin-Spatzen vielleicht noch. Durch die Zeitverschiebung zwischen Ecuador und den Galápagos-Inseln (die beeindruckende 1.000 Kilometer im Pazifik liegen) gibt’s 1 Stunde mehr aufs Zeitkonto. Die ersten Schritte auf dem angebeteten Boden sind teuer. 100 Dollar berappt man für die Betretungserlaubnis. Darauf bin ich vorbereitet. Auch darauf, dass man die Scheine cash hinblättern muss. Man sollte also ausreichend Bargeld dabei haben.

Geduldig warten wir in der überschaubaren Flughafenhalle, bis alle Gepäckstücke durchgeschnüffelt sind. Das übernehmen zwei Hunde, die nacheinander auf den Rucksäcken und Koffern rumhopsen und ihre Schnute drüberziehen, während Michael Boublé Weihnachtssongs durch die Lautsprecher schmachtet (macht’s bei knapp 30 Grad nicht besser). Gründlich ist man ja hier! Selbst im Flieger werden vor der Landung sämtliche Ablageboxen über unseren Köpfen akribisch mit dubiosem Spray eingeräuchert.

Vor dem Terminal warten bereits Busse auf die gelandeten Gestrandeten. Für 5 Dollar zwingt man jedem Gast ein Ticket auf, dann tuckert der Bus wenige Minuten zur Fähre. Und erneut Zahlemann-und-Söhne. Zum Schnäppchenpreis von 1 Dollar, für einen kurzen Schwenk über den Canal de Itabaca zur gegenüberliegenden Seite von Santa Cruz, der zweitgrößten Insel im Archipel.

Mit der Fähre von Baltra über den Canal de Itabaca nach Santa Cruz

Der Taxifahrer wartet schon. Ich bin spontan offizielles Familienmitglied, wie Eric (Papa Quebec) dem Fahrer meine Erscheinung erklärt. 40 Minuten düsen wir über die Insel zum Hostel meiner neuen Miet-Familie. Von dort aus suche ich zu Fuß meine Unterkunft, die mir Hayde (die hat der ecuadorianische Himmel geschickt) zu einem Freundschaftspreis organisiert hat. Es geht nix über Connections!

Nach ewigem Rumgeirre quer durch Puerto Ayora werde ich endlich fündig. Gar nicht so einfach, wenn der Routenplaner streikt und man kein Wifi hat. Das mit der Internetverbindung ist eh so ’ne Sache auf Galápagos… aber wer braucht schon Internet, mitten im tierischen, landschaftlichen Paradies?! Das Zimmer im Hostel ist ganz ok (drückt man in der Nasszelle die Äuglein etwas großzügiger zu), die Lage ist top, 600 Meter vom Meer entfernt. Rucksack-Inhalt im Zimmer verteilen, Sommersonnengutelaune-Klamotten und Flipflops an und los!

Erste Erkundungen auf Santa Cruz

Santa Cruz hat eine Fläche von 986 km² und kann als touristischer Mittelpunkt der 14 größeren Galápagos-Inseln bezeichnet werden, von denen gerade mal vier bewohnt sind. Die Basis befindet sich rund um die Hafenstadt Puerto Ayora. Hier starten etliche Insel-Exkursionen, die Fähren, tolle Wandertouren, es gibt die Charles Darwin Research Station und kilometerlange, traumhafte Sandstrände.

Viele der Häuser in den Straßen sind farbenfroh und blumenbewachsen
Auch auf Santa Cruz sorgen überall tolle Kunstwerke für ein buntes Straßenbild

Es ist der Wahnsinn und das ist noch weit untertrieben! Ich begreife allmählich, dass ich ja sowas von keine Vorstellung hatte, wie sehr man förmlich in das Naturspektakel involviert wird. Als ich über einen Holzsteg zu den Stufen ans Meer schlendere, bin ich von einer auf die andere Sekunde mittendrin im Entertainment. Überall sitzen rote Klippenkrabben. Während ich verzückt nach meiner Kamera krame, entdecke ich auf dem grauen Stein daneben einen Leguan. EINEN LEGUAN! Mein Blick streift weiter rum, findet einen Reiher. Moment, was hat sich da vor mir im Wasser bewegt? Ich glotze nochmal, ein Seelöwe auf Fischjagd!

Mit grenzdebilem Grinsen hocke ich auf den Stufen und murmele in Endlosschleife „ich werd verrückt, das gibt es nicht, das glaubt mir kein Mensch.“ Überall wimmelt und lebt was. Als ich den Steg verlasse, wartet die nächste Überraschung. Leguane fläzen auf dem Gehweg in der Sonne rum, alle Viere von sich gestreckt. Während ich völlig fasziniert vor ihnen stehe, haben sie für mich maximal einen reglosen, uninteressierten Blick übrig.

Leguane mitten in der Stadt

Gefühlte 150 Fotos später stoße ich auf den kleinen Fischmarkt, an dem auch die Boote anlegen und ihren Fang ausladen. Mitten auf der Bank hat sich ein Seelöwe lang gemacht. Liegt da einfach rum und schnarcht. Mit Abstand setze ich mich neben ihn. Ich bin sprachlos, das hier ist alles so übertrieben unwirklich! Ich weiß nicht, ob ich staunen, vor Freude heulen, vor Begeisterung quietschen, den Atem anhalten oder alles gleichzeitig tun soll.

Erste Seelöwenbegegnung – ich bin schockverliebt

Während ich noch vergeblich auf der Suche meiner Contenance bin, hat ein Fischerboot angelegt. Ein Mann wiegt große Langusten zum Verkauf ab, dazwischen torkelt ein junger Seelöwe und quengelt mit gespreizten Flossen lautstark nach Fisch. Um die Ecke liegen zwei größere Exemplare aneinandergekuschelt und schlafen. Pelikane lauern vom Dach des Bootes, ob auch für sie etwas abfällt. Unterdessen pickt eine Möwe gierig das Fleisch von der Wirbelsäule eines halbierten Thunfisches ab. Das hier ist krasser als jede 3D-Naturdoku auf Großleinwand.

Leguan und Pelikan, Seite an Seite
Lobster fehlt hier auf keiner Speisekarte
Als Mensch fühlt man sich hier wie ein geduldeter Gast in der Tierwelt
Fischmarkt – die Tiere haben keinerlei Scheu. Sie genießen besonderen Schutz.
Er wägt noch seine Chancen ab, sich einen Fisch zu mopsen

Kennt ihr noch die Bücher mit den Wimmelbildern? Als Kind habe ich die geliebt! Man schlägt eine Seite auf und in dem Bild sind hunderte kleine Details versteckt, es wimmelt überall. So ist Santa Cruz. Wohin ich auch blicke, überall wimmelt es vor unterschiedlichen Tiere. Es ist weltklasse!

Abends in Puerto Ayora

Am Abend ziehe ich mit zwei lustigen Kanadiern (Mutter und Sohn) los, die ich ein paar Stunden zuvor im Hostel kennenlernte. In Puerto Ayora gibt es eine Gasse, die abends zur ultimativen Fress-Partymeile umfunktioniert wird. Wo tagsüber Autos fahren, werden bei Einbruch der Dunkelheit zahlreiche Tische und Stühle vor den Lokalen aufgebaut.

Binnen weniger Minuten sind die Tische besetzt

Hier bekommt man grandioses Essen, versichern mir die beiden. Das Touri-Programm schockt mich im ersten Moment. Es ist laut und hektisch. Jeden Meter klebt mir eine andere Speisekarte unter der Nase, man wird regelrecht an die Tische gelabert. Das krasse Gegenteil zu Ecuador. Ich muss jedoch zugeben, es ist ein Anblick, den man nicht alle Tage bekommt. Auf den Auslagen vor den Lokalen wird Meeresgetier in allen Farben, Größen und Varianten angeboten: Lebende Langusten, Fische, Oktopusse. Die beiden suchen sich eine Languste aus und wir setzen uns rein ins Gewusel. Der Tag endet bei köstlichem Essen (mit leckerer Gemüsepasta auch vegetarisch völlig unproblematisch), ein paar Cocktails und viel Gelächter.

Tortuga Bay Santa Cruz – Läufst du noch oder staunst du schon?

Heute Morgen werden endlich mal wieder die Laufschuhe geschnürt. Kombiniere meinen Lauf mit einem Ausflug zur Tortuga Bay. Was ich nicht bedacht habe, Laufen ist auf Galápagos nicht so einfach. Weil ich ständig staunen und gucken muss, bin ich völlig vom Laufen abgelenkt.

Am Eingang der Tortuga Bay registriert man sich standardmäßig erst in einem Verzeichnis. Wie oft habe ich die letzten 3 Wochen meine Reisepassnummer in irgendwelche Listen eingetragen?!

Über Pflastersteine laufe ich durch eine Art Wald, der aus riesigen Kakteen und weißgrauen Bäumen besteht. Sieht sehr bizarr aus. Auch der Geruch ist nicht minder sonderbar, es riecht intensiv nach eingelegten Gurken.

Nach einigen Kilometern endet der Weg direkt am Strand. Samtweicher, fast schneeweißer Sand, dahinter ein türkisfarbener Ozean, gleißende Sonne. Eskalation! Es gibt kein Halten mehr. Ich reiße mir Schuhe und Socken von den Füßen und renne barfuß an einem Naturführer vorbei, der mir lachend „good decision“ hinterher ruft. Oh ja! Es fühlt sich verdammt gut an!

Laufstrecke Deluxe! Lieber Sand in den Laufschuhen als Sand im Getriebe 🙂

Ich komme wieder nicht weit, ein Leguan schwimmt an mir vorbei. Euphorische Foto-Ekstase. Ein paar Meter weiter liegt der ganze Strand voll mit den Urzeitviehchern. Will man weiter, muss man erst an ihnen vorbei. Denen ist das egal. Als Reaktion kommt bloß ein verächtliches Schnauben mit Nasenlochgerotze. Das ist ihr Strand, die Menschen sind gnädig geduldet, soviel ist klar.

Irgendwann endet der Strand in einer Bucht. Badewannenwarmes Wasser. Zwischen planschenden Leuten schwimmen Leguane und Pelikane. Völlig abgefahren.

Blick auf die Badebucht, der Himmel ist – wie häufig – bewölkt

Besuch der Charles Darwin Station

Nach der Tortuga Bay laufe ich zur Charles Darwin Research Station. Sehr praktisch, dass in Puerto Ayora alles dicht zusammenliegt.
Da mich die Tiere in freier Wildbahn einfach mehr faszinieren, haut mich das Forschungszentrum nicht so recht um. Nichts desto trotz gehört der Besuch für mein Empfinden dazu. Der Eintritt ist frei, natürlich muss man sich auch hier zuvor registrieren. Und die „10 goldenen Park-Gebote“ auswendig lernen! Ich werde zurück zur Hinweistafel geschickt und studiere unter den Argusaugen der Kontrollöse die Regeln. Bevor mir Einlass gewährt wird, muss ich ihr die Gebote aufsagen, wie ein Kind sein Gedicht vor dem Weihnachtsmann. Da nimmt jemand seinen Job verdammt ernst! Scheinbar erweise ich mich als würdig. Sie nickt zufrieden und bietet mir für 10 Dollar einen Naturguide an. Ich lehne ab. Wer weiß, was ich singen, tanzen oder performen muss, um dessen Gunst zu erwerben?! Zweieinhalb Stunden bummel ich durch die Anlage. Auf dem Rundweg und in den Ausstellungen gibt es reichlich Infos über das Leben und die Entwicklung der Galápagosschildkröten, den Pflanzen und Charles Darwin. Bis zu seinem Tod im Jahr 2012 lebte hier auch die legendäre Schildkröte „Lonesome George“. Er wurde ca. 100 Jahre alt.

Drusenkopf- oder Landleguan in der Darwin Station Santa Cruz

Haie im Hafen

Abends am Pier geht das Gestaune weiter. Im schummrigen Laternenlicht tingel ich am Hafenbecken entlang, glotze ins Wasser. Heute mittag schwamm hier ein Mantarochen, jetzt entdecke ich einen Babyhai. „Shark!“ ruft jemand neben mir und ein größerer Hai schwimmt vorbei. Keine Seltenheit, denn die Haie kommen regelmäßig zum Schlafen in das flache Hafenbecken.

Morgen früh geht es zur nächsten Insel. Das Ticket ist gekauft (25 Dollar). Um 6:20 Uhr wackelt die Fähre zwei Stunden nach Isabela und glaubt man den Berichten, geht es nicht sehr zimperlich auf dem Kutter zu. Na, da freut sich doch mein seekranker Magen ganz besonders.

Die restlichen Punkte meiner „Santa Cruz To-do-and-will-see Liste“ müssen noch warten. Da mein Flug nach Ecuador ebenfalls von Baltra zurück geht (viele kombinieren die Flüge von den beiden Inseln Baltra und San Cristóbal), werde ich hier die letzten Nächte verbringen.

(Teil 13 folgt)

Was hat euch auf euren Reisen richtig sprachlos gemacht? Welcher Ort hat euch gefangen und fasziniert? Welchen großen Lebenstraum habt ihr euch schon erfüllt? Schreibt doch mal, ich würde gerne von euren magic moments lesen.

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ECUADOR – 34 TAGE ABENTEUER HOCHDOSIERT, BITTE!

Teil 11: Kalter Cajas Nationalpark, tropische Kakaoplantage, gefährliche „Area 51“ Guayaquil

6. – 7. Dezember 2019

Ein kleiner Abschiedsschmerz piekst mich, als ich mit Wanderbus in der Frühe Cuenca verlasse. Ich hatte Ecuadors Kolonialhauptstadt bereits bei meiner Ankunft sofort ins Herz geschlossen (den Beitrag zum Nachlesen findest du hier). Zeit für Melancholie bleibt keine, neue Erlebnisse stehen bereits in den Startlöchern.

Nach einer Stunde Fahrt kommen wir vorm Eingang des Cajas Nationalparks an. Per Katapult aus der Stadt in die Natur. Kontrastreicher könnte der Morgen gegenüber den letzten Tagen nicht sein. Zwischenzeitlich sind wir auch wieder auf 3.900 Metern. Entsprechend hat sich das Klima verändert. Gestern auf Betriebstemperatur bei 30° Grad, zeichnet sich mein Atem nun als Hauchwölkchen in der kalten Luft ab. Adios Sommer.

Die feuchte Kälte spiegelt sich auch in der Natur wider. Prägten anfangs noch sattgrüne Bäume, Bachläufe und Wasserfälle das Landschaftsbild, hüllt sich nun das Draußen in geheimnisvollen Nebel. Vereinzelt ziehen hübsche Holzhäuser im Wildwest-Style an der Scheibe vorbei. Es fehlen nur noch die Cowboys.

Der Geruch von Holzfeuer hängt in der Luft, als wir aus dem warmen Bus steigen. Er kommt aus dem „Casa Don Guevara“. Der Name könnte nicht treffender sein, lache in mich hinein. Das schreit ja förmlich nach einer Kaffee-Revolution zum Frühstück (Revoluzzer-Hintergründe werden in Teil 9 erklärt).

Laguna Toreadora und der Lebensbaum

Nach dem Frühstück passieren wir die Einfahrt des Cajas Nationalparks. Nächster Halt, die Laguna Toreadora. Brrrr, immer noch frisch… selbst das Kaminfeuer konnte die Morgenkälte im Casa Don Guevara nicht vertreiben. Vor gerade mal zwei Wochen lag hier noch richtig hoch Schnee, erzählte uns der Restaurantbetreiber.

Jacke drüber, Kamera geschnappt und auf zum Aussichtspunkt. Eine grandiose und etwas mystisch-verwunschene Landschaft breitet sich vor uns aus. Dem perfekten Kitsch-Klischee fehlen bloß ein paar kleine Wald-Trolle, die über die Störenfriede fluchen und unter Wurzeln und über Steine wuseln.

Vor der Laguna Toreadora im Cajas Nationalpark

Der Cajas Nationalpark umfasst ein 28.808 Hektar großes Seengebiet. Vor Ewigkeiten gab es hier einen Gletscher. Von dem ist nichts mehr zu sehen. Sogar Camping-Möglichkeiten bieten sich bei der Lagune. Hier kann sich locker mehrere Tage die Füße platt latschen. Etliche Wegweiser schlagen unterschiedliche Wandertouren vor. Mehr Zeit bräuchte man…

Weitläufiges Wandergebiet in geheimnisvoller Landschaft – Cajas Nationalpark

Philippe, unser Guide, weiß viel über den Nationalpark und seinen Pflanzen zu erzählen. Wir stehen vor einem „Tree of Life“, dem Lebensbaum. Den Glauben, der mit ihm verbunden ist, finde ich schön: Die Inkas sagen, fühlt man sich traurig, ausgebrannt oder hat schlechte Gedanken, solle man diesen Baum umarmen. Er sauge alles Negative und sämtliche Blockaden aus dem Körper und gebe gute Energie zurück.

Die „Tree of Life“, Lebensbäume im Cajas Nationalpark

Inmitten dieser atemberaubenden Landschaft ist man durchaus geneigt, an Schamanismus und den Spirit der Natur zu glauben. Ein Kraftort ist dieser definitiv, das lässt sich nicht bestreiten.

Und zum Thema Spirit: Auf unserer Weiterfahrt stoppt uns ein wild gestikulierender Autofahrer. Der Ecuadorianer redet mit der Wanderbus-Crew, deren Augen plötzlich groß werden. Dann bricht Hektik aus. Wir haben während der Fahrt unbemerkt Gepäckstücke verloren!

„Bitte nicht“, murmele ich. Mir wird heiß und kalt, als ich an meinen Rucksack denke, in dem sich unter anderem das Netbook und die Flugtickets für morgen befinden (oder befanden). Der aufmerksame Herr hat unterwegs bereits eine Tasche aufgelesen und gibt sie Philippe zurück. Es handelt sich um seine. Wir checken das Gepäck im Bus. Alle weiteren Taschen sind glücklicherweise noch da. Keine Ahnung was da passiert ist.

Es heißt, in Ecuador sei das Wetter unberechenbarer als die Laune vieler Frauen

Drei Ökosysteme gibt es im Cajas Nationalpark und der angrenzenden Region. Nebelwald, Highlands und tropischen Wald. Wir pfeifen uns heute alle rein! Das Klima und die Temperaturen wechseln schneller, als ich meine Kleidungsstücke. Vom sonnigen Cuenca hinein ins Nass-Kalte, der Nebel rundum wird wieder dichter.

Fahrt durch mehrere Klimazonen und unterschiedliche Landschaften

Je näher wir der Küste kommen, desto schwüler und tropischer wird es. Auch die Landschaft hat sich grundlegend geändert. Endlose Reisfelder, Zuckerrohrplantagen und Shrimps-Bassins ziehen vorbei. Philippe zählt die wichtigsten regionalen Witschaftsgüter auf: Reis, Bananen, Zuckerrohr, Mangos und Kakao. Reis kommt bereits zum Frühstück auf den Teller. Ein super Kohlenhydrate- und Energielieferant für die körperlich anstregende Arbeit der Farmersleute.

Hitze und Schoki – Der ecuadorianische Kakaoplantagen-Himmel

Über eine schmale Holperpiste tuckern wir die letzten Meter zur Kakaoplantage. Die Bäume hängen voller duftender Mangos und Avocados, die Sträucher sind übersät mit Kakaobohnen.

Mangobäume bei der Kakaoplantage

Für mich der letzte Wanderbus-Programmpunkt des gebuchten Tangara-Pass (mehr in Bericht Teil 4), seit ich in Quito startete. Wir werden auf einer Kakaoplantage selbst Schokolade herstellen.

Zwischen rot-gelb gestreiften Kakaobohnen schlagen wir uns durch die Sträucher, während blutlüsterne Mosquitos surrend-sabbernd über die Hautparzellen herfallen, die repellentfrei sind. Philippe pflückt schnell eine reife Frucht, wir flüchten.

Tropische Hitze, hungrige Mosquitos auf der Mango- und Kakaoplantage
Kakaobohne

Zur Schokoladenproduktion wird zunächst die ovale, harte Frucht halbiert. Fluffiges, weißes Fruchtfleisch kommt zum Vorschein. Philippe hält jedem von uns eine halbe Kakaobohne hin, wir pulen uns Stücke raus. Er erklärt, wir sollen das Mark vom Kern ablutschen und diesen ausspucken. Auf keinen Fall draufbeißen, die Kerne wirken toxisch auf den Magen. Allein das süße Fruchtfleisch ist göttlich!

Halbierte Kakobohne mit dem weißen Fruchtfleisch und Schalen der gerösteten Kakaobohnenkerne

Die großen, schwarzen Kerne werden vor ihrer Verarbeitung großflächig in der Sonne ausgelegt und getrocknet.

Zusammen mit einem Mitarbeiter der Plantage, röstet Philippe vollständig getrocknete Kerne in einer Pfanne. Sofort umhüllt uns ein herber Schokoladenduft. Die gerösteten Kerne pellen wir wie Erdnüsse von ihrer Haut, wir probieren erneut. Sie schmecken leicht bitter, extrem aromatisch.

Philippe (links) erklärt den Verarbeitungsprozess der Kakaobohne,
während ein Plantagen-Mitarbeiter Kerne röstet

Als nächstes werden sie in einer Art Fleischwolf von Hand gemahlen. Eine ölig-dunkelbraune Masse quilt zäh aus der Öffnung. Philippe kratzt sie mit einem Messer auf den Teller, den er uns zum probieren hinstreckt. Was dann auf unseren Zungen explodiert, ist der reine Geschmack 100% purer Schokolade. Noch immer bitter, aber unfassbar intensiv. Er stellt einen weiteren Teller mit kleinen braunen Rohrzucker-Stückchen hin, wir mischen sie im Mund mit einem kleinen Klecks Schokopaste. Mir schwinden förmlich die Sinne vor süßer Glückseligkeit! Kaum zu fassen, dass ich noch vor wenigen Jahren mit Schokolade überhaupt nix am Hut hatte.

So wird reine Öko-Schokolade gemacht

„Und jetzt bekommt ihr einen Kakao, den ihr niemals in eurem Leben vergessen werdet!“, kündigt Philippe an. Auf dem Herd kocht bereits ein Topf mit heißem Wasser. Unser Schoko-Gott kippt den restlichen Rohrzucker und frische Stängel Zitronengras hinein. Mit Blick in unsere ungläubigen Gesichter versichert er, „Vertraut mir“, bevor er die gute Schokomasse in das sprudelnde Wasser gibt.

Auf dem Weg in den ultimativen Schokoladen-Himmel

Jeder bekommt einen kleinen Becher. Ich halte mir den heißen Trunk unter die Nase, schnuppere. Wenn es nur halb so gut schmeckt, wie es riecht… Gaumen-Vorfreude-Eskalation! Die Geschmacksknospen katapultiert’s binnen Sekundenbruchteilen in die absolute Kakao-Ekstase. „Damit bekommst du bei nem Date wirklich alles und jede rum“, sabbere ich Philippe seelig voll. Den Kakao-Kollegen kratz ich wegen eines Jobs auf der Plantage an. Der strahlt und nickt.

Der kulinarische Gipfel endet beim Mittagessen. Umringt von Mangobäumen, Kakaosträuchern und allerlei Grünzeug. An einem hübsch gedeckten Tisch werden wir mit köstlichstem Essen verwöhnt. Am Nachbartisch sitzt der Plantagen-Boss, den ich so kurzerhand kennenlerne. Erfreut stelle ich fest, dass er meine ungefilterte Begeisterung anerkennt. Ihm wurde auch meine Jobanfrage zugetragen. Als wir gehen, werde ich exklusiv mit Küßchen links, Küßchen rechts von ihm verabschiedet. Ich bekomme die mündliche Zusage und eine Visitenkarte in die Hand gedrückt. Breche fast ab vor Lachen.

Mal schnell die Fakten durchgehirnt: Geiles Wetter, Schokolade im Überfluss, Hängematten hat’s hier auch, arbeiten und futtern in der Natur – okay, es drohen Gewichtsprobleme (auch wenn Philippe schwört, von der reinen Schokolade nehme man nicht zu) und die Mosquitos sind nervig, ach fuck it! Zeit für Veränderung! Zeit, beruflich Prioritäten zu setzen! Bevor sich Wanderbus in Bewegung setzt, rufe ich: „Ich fang dann Montag in drei Wochen an!“ Erst mal fertig reisen. Hoffentlich haben die auch guten Kaffee…

Schlemmen und schokoschwelgen inmitten der Natur

Guayaquil und die Area 51

Noch zweieinhalb Stunden Fahrt bis Guayaquil, mein Wanderbus–Ende. Dann wird sich wieder alleine durchgeschlagen. Am Flughafen verabschiede ich mich von der Truppe. Einige kenne ich bereits seit mehreren Etappen. Darunter ein ganz goldiges, älteres Ehepaar aus der Schweiz. Wir drücken uns zum Abschied. Sie fahren heute noch nach Montañita weiter. Philippe organisiert mir ein Taxi und sagt dem Fahrer wo ich hin muss. 15 Minuten mit dem Taxi durch die typisch vollgestopften innerstädtischen Straßen, dann stehe ich dem festungsähnlich abgeschotteten Hostel. Über Booking.com hatte ich tags zuvor ein Zimmer reserviert.

Nach dem Einchecken ist noch reichlich Abend übrig, den ich ungern im Zimmer abhocken mag. Draußen vor der Tür tobt allerdings der Mob, das hört man sogar drinnen. An der Rezeption des Jeshua Inn frage ich nach einem nahegelegenen Supermarkt und erkundige mich allgemein nach der Situation hier, als Alleinreisende. Der freundliche Herr zückt einen Stadtplan und kritzelt munter drauflos. Er markiert zwei Hauptstraßen mit gelbem Textmarker. Rechts und links davon kreuzt er die Straßenblöcke großzügig aus. Die zwei Straßen sind sicher, überall sonst habe ich nix verloren, zu gefährlich. Quasi die „Area 51“ im Molloch Guayaquil. Zum Supermarkt kann ich problemlos laufen, versichert er mir. Sofern ich vor Einbruch der Dämmerung zurück bin.

Keine Fotos von Guayaquil, aber vom Survival-Masterplan der „Area 51“

Na prima, geht doch nichts über gute Vibes und ein Wohlfühl-Gefühl! Immerhin ist das Hostel sauber und ganz angenehm. Ist ja nur für eine Nacht. Irgendwie ist das kein Ort, an dem man sein möchte, denke ich, während ich meine Laufschuhe wieder zur wegpacke…

Der Eindruck verstärkt sich, als ich die „Danger Zone“ vor der Tür betrete. Willkommen in der 2,8 Millionen Einwohner Hafenstadt.

Es ist subtropisch warm (yippieh).
Es ist UNFASSBAR voll mit Autos und Abgasen (röchel).
Es ist mega hektisch (würden mich die Area 51-Aliens freundlicherweise zurück in den Dschungel oder zur Kakaoplantage beamen?!)
Es ist laut (Autofahrer hupen sich ins Nirwana, Sirenen heulen, Motoren dröhnen). Es ist… gefährlich…

Zum Glück finde ich den Supermarkt sofort. Besorge mir eine Kleinigkeit zum futtern und gehe nicht über LOS, ziehe keine 4.000 DM ein, sondern begebe mich direkt in das Gefäng- ääääh ins Hostel. Die Stadt killt meinen Kopf, der ordentlich wummert. Wen wundert’s, nach 3 Klimazonen mit heftigen Temperaturschwankungen innerhalb eines Tages.

Dafür macht sich freudige Aufregregung in mir breit. Morgen geht der Flieger nach Galapagos, ich kann es einfach nicht glauben! Muss bloß die Nacht überleben. War das grad ein Schuss da draußen?! Hoffentlich ist meine Schlafzimmerwand kugelsicher 🤨

Mit Wanderbus in Etappen von Quito nach Guayaquil, für mich definitiv die beste Entscheidung!

(Teil 12 folgt, fliegt mit mir auf die Galapagos-Inseln!)

In welchen Städten habt ihr euch auf euren Reisen unsicher gefühlt? Was war die vermeintlich gefährlichste Stadt, in der ihr je wart? Seid ihr schon einmal in eine blöde Situation geraten, in der ihr euch richtig unwohl gefühlt hatbt? Ich bin an euren Erfahrungen oder auch Tipps interessiert.

Dieser Beitrag kann unbeauftragte und unbezahlte Werbung enthalten. Als unbeauftragte Werbung gilt die Erwähnung oder Empfehlung von Produkten, Marken und Leistungen jeglicher Art.